"Ich habe allergrößten Respekt vor allen, die im Herbst 1989 und erst recht in den Jahren zuvor für Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit, Demonstrationsfreiheit und freie Wahlen eingetreten sind", sagte Schwesig am Sonnabend bei einem Festakt im Schweriner Staatstheater vor etwa 200 Gästen. Die Menschen damals hätten auch für alle nachfolgenden Generationen Freiheit und Demokratie erkämpft.
Mecklenburg-Vorpommern habe sich in den 32 Jahren seit der Deutschen Wiedervereinigung gut entwickelt. "Das verdanken wir vor allem dem großen Engagement der Bürgerinnen und Bürger", so Schwesig. Mit ihrer Arbeit und ihrem Einsatz hätten sie Mecklenburg-Vorpommern zu einem beliebten Land zum Leben, Arbeiten und Urlaub machen gemacht. Ost und West seien in den vergangenen drei Jahrzehnten enger zusammengewachsen.
Wie wenig selbstverständlich die Einheit Deutschlands in einem friedlichen Europa ist, werde in diesem Jahr durch den Ukraine-Krieg besonders schmerzlich deutlich. "Wir in Deutschland sind dankbar für 32 Jahre Einheit in Demokratie und Frieden", so Schwesig. Sie sei stolz darauf, was die Menschen in diesen Jahren in MV geschafft und aufgebaut haben. "Das gibt mir Kraft und Hoffnung, dass wir auch in Krisen und schwierigen Zeiten weiter zusammenstehen und das erhalten, was uns die deutsche Einheit gebracht hat: Demokratie, Freiheit und Frieden."
Viele Menschen seien angesichts der Energiekrise aber gerade in Sorge darüber, wie sie ihren Strom und ihre Heizung bezahlen sollten. "Es ist mir wichtig, dass wir diese Herausforderung gemeinsam angehen", sagte Schwesig. Die Bundesregierung habe eine Strom- und Gaspreisbremse angekündigt. Nun müssten schnelle Entscheidungen getroffen werden, damit die Bürger ihre Heizungs- und Stromrechnung bezahlen und Unternehmen Arbeitsplätze sichern könnten. "Und das ist auch wichtig, damit der soziale Zusammenhalt in unserem Land gewahrt bleibt", sagte Schwesig.
Mahnungen zum Tag der Deutschen Einheit
Zum Tag der Deutschen Einheit haben weitere Politiker die Bedeutung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt betont. Gerade in Krisen- und Kriegszeiten gelte es, sich die Errungenschaften seit der friedlichen Revolution von 1989 bewusst zu machen, sagte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, der SPD-Politiker Carsten Schneider (SPD), der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Die heutigen Herausforderungen seien in vieler Hinsicht andere als 1989/90: "Doch wir sollten am Tag der Deutschen Einheit innehalten und uns bewusst machen, was wir in Deutschland in dieser Zeit geschafft haben."
Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht die Strukturbrüche in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung als Grund für wachsende Sorgen heute angesichts der Energiekrise. Viele Menschen in Ostdeutschland hätten die Strukturbrüche mit Massenarbeitslosigkeit in den 1990er Jahren noch vor Augen, sagte er der Zeitung. Und sie hätten nun Angst, "dass ihnen alles wegbricht, was sie in drei Jahrzehnten mühsam aufgebaut haben".
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bezeichnete in der "Rheinischen Post" den 3. Oktober 1990 als "Glücksfall der deutschen Geschichte" und Grund zur Freude. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine allerdings bedrohe die Sicherheit und Stabilität in ganz Europa: "Er gefährdet die Erfolge des Aufbaus Ost und hat konkrete Auswirkungen auch auf unseren Alltag." Dennoch dürfe man sich in diesen schwierigen Zeiten nicht gegeneinander ausspielen lassen.