Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragte Maria Nooke stammt aus der DDR-Opposition und später unter anderem stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer war, hat ihr Amt vor fünf Jahren am 1. Oktober 2017 angetreten.
Nostalgische Verkaufsangebote "wie die von DDR-Devotionalien in einem Shop der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten auf dem Berliner Flughafen" zeigten einen fragwürdigen Umgang mit Geschichte, der für Opfer der SED-Diktatur schwer erträglich sei, sagte Nooke: "Man muss sich fragen, ob es wirklich im Interesse solcher kultur- und geschichtsvermittelnden Institutionen sein kann, Symbole des SED-Staates als Erinnerungszeichen für ein untergegangenes System zu promoten."
Auch "ahistorische Gleichsetzungen der Friedlichen Revolution von 1989 mit heutigen Protesten gegen die Regierungspolitik" zeigten ein fehlendes Verständnis für die Unterschiede zwischen einer Diktatur und einer Demokratie, sagte die Soziologin: "Offensichtlich fehlt nicht nur in der jungen Generation das Wissen über die Systemunterschiede, sondern auch bei den Älteren."
Sie sehe deshalb dringenden Handlungsbedarf für die historisch-politische Bildungsarbeit, aber auch für öffentlich-rechtliche Medien und ihren Bildungsauftrag, sagte Nooke: "Aufarbeitung von Systemunrecht wird genauso wie eine angemessene Darstellung von Alltagsleben in einer Diktatur auch in Zukunft eine wichtige Herausforderung bleiben."
Ehemals in der DDR politisch Verfolgte bräuchten weiter Hilfe
Menschen, die in der DDR politisch verfolgt wurden, bräuchten weiter Hilfe, betonte Nooke. "Ehemals politisch Verfolgte haben deutlich schlechtere Lebensbedingungen im Vergleich zur gleichaltrigen Durchschnittsbevölkerung des Landes Brandenburg", sagte sie. Ein Hauptproblem sei die schwierige Anerkennung von Gesundheitsschäden. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, um den Zugang Betroffener zu Leistungen der Beschädigtenversorgung zu verbessern.
Auch das Gedenken bleibe wichtig, sagte Nooke: "Den Mauerfall am 9. November werden wir in Schwedt begehen, wo sich der berüchtigte NVA-Knast befand." Damit solle auch deutlich gemacht werden, dass das historische Ereignis nicht nur für Berlin wichtig gewesen sei, sondern allen Ostdeutschen Freiheit gebracht habe.