Ängstliches Kind sitzt auf dem Boden
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Die Dauerausstellung "Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus" informiert auch über sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe.
Früherer Jugendwerkhof Torgau
Wer nicht brav ist, kommt ins Heim
Tausende junge Menschen sind in der DDR in sogenannten Jugendwerkhöfen festgehalten worden. Eine neue Dauerausstellung in Torgau erzählt von Repression und sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige. Das SED-Regime wollte Persönlichkeiten bewusst brechen.

Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof im sächsischen Torgau präsentiert am 24.11. eine neue Dauerausstellung. Sie erinnert am authentischen Ort an die repressiven Machtstrukturen innerhalb des DDR-Erziehungssystems sowie an die jugendlichen Opfer der sozialistischen Umerziehungspraxis, wie die Gedenkstätte in Torgau mitteilt.

Die Ausstellung steht unter dem Titel "Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus". Anlass war die letzte Entlassung eines Jugendlichen aus dem Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau vor 35 Jahren. Zwischen 1949 und 1989 sollten dort Kinder und Jugendliche unter haftähnlichen Bedingungen zu "sozialistischen Persönlichkeiten" umerzogen werden.

Torgau war offiziell die einzige geschlossene Heimeinrichtung der DDR. Ein Aufenthalt dauerte bis zu sechs Monate, manche Betroffene waren mehrfach dort. Es gab auch Arrest- und Dunkelzellen. Die neu inszenierte Ausstellung widmet sich anhand von Zeitzeugenberichten, Briefen und Aktenvermerken dem Alltag und der Lebenswirklichkeit der Betroffenen.

Im ehemaligen Jugendwerkhof Torgau gab es auch Arrest- und Dunkelzellen.

Die Dauerausstellung "Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus" informiert auch über sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe. Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ist die einzige ihrer Art bundesweit.

Das Verwaltungsgebäude des ehemaligen Jugendwerkhofs Torgau ist heute eine Gedenkstätte.

Für den Ost-Beauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), ist die Torgauer Gedenkstätte ein gutes Beispiel dafür, "Geschichte von etwas Abstraktem zu etwas Fühlbarem zu machen". Viele Opfer würden nun sichtbar. Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke kritisierte, die Gesellschaft habe "viel zu lange gebraucht, um das Unrecht, was den Heimkindern widerfahren ist, auch klar als Unrecht zu benennen". Die Vorstandsvorsitzende des Trägervereins, Gabriele Beyler, sprach von einem "langen Weg", den vor allem die Betroffenen "geebnet haben und mit uns gegangen sind".

Von 1949 bis 1989 durchliefen laut Gedenkstätte etwa 135.000 Kinder und Jugendliche das System der DDR-Spezialheime. In der gesamten DDR existierten 32 Jugendwerkhöfe und 38 Spezialkinderheime. Mehr als 4.000 Einweisungen sind allein für den Jugendwerkhof Torgau dokumentiert. Die Betroffenen waren damals im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.

Erstmals präsentiert wird eine Wanderausstellung der Torgauer Gedenkstätte zu den Geschlossenen Venerologischen Stationen der DDR. Die Schau dokumentiert die staatliche Disziplinierung von Mädchen und Frauen, die nicht den sozialistischen Normen entsprachen und die auf den Stationen systematischer sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren.

Interessierte können die Dauerausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ab Sonntag, 24. November, besuchen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.