Bei den freiheitsentziehenden Zwangsmaßnahmen handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um Fixierungen und Zimmereinschluss in einem sogenannten "Time-Out-Raum", ohne dass ein richterlicher Beschluss vorgelegen hatte oder zur Weiterführung der Maßnahme eingeholt wurde.
Außerdem sei CS-Gas gegen Bewohner eingesetzt worden, was in den Fällen nicht gerechtfertigt gewesen sei, erklärte der Sprecher. Zudem liege ein Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung vor. Der beschuldigte Arzt soll ohne Gerichtsbeschluss ein Medikament gespritzt haben, das den Geschlechtstrieb unterdrückt. Als Nebenwirkung könnten bei dem Mittel schwere Depressionen auftreten.
Der Fall war im Oktober 2019 bekannt geworden. Durchsuchungen der polizeilichen Ermittlungskommission gab es in insgesamt 26 Objekten überwiegend in Nordrhein-Westfalen. Inzwischen wurden laut dem Sprecher die Verfahren gegen 89 Beschuldigte, zumeist Pflegekräfte, eingestellt. 72 Verfahren seien noch offen.
Kündigungen ausgesprochen
Tatort war ein heilpädagogischer Intensivbereich des Wittekindshofs, der inzwischen aufgelöst wurde. Die Diakonische Stiftung hatte nach Bekanntwerden zugesichert, die Arbeit der Ermittlungsbehörden zu unterstützen. Zudem hatte die Stiftung personelle Maßnahmen bis zur Beendigung von Dienstverhältnissen angekündigt und umfangreiche Strukturreformen zur Prävention auf den Weg gebracht.
###Empfehlung###
Die 1887 gegründete Stiftung Wittekindshof mit Sitz in Bad Oeynhausen unterstützt nach eigenen Angaben jährlich rund 5000 Kinder, Jugendliche und Erwachsen mit Beeinträchtigungen. Der Bereich "Heilpädagogische Intensivbetreuung" richtet sich an Menschen mit einer geistigen Behinderung und zusätzlichen schweren psychischen Störungen oder massiv herausforderndem Verhalten.