Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode hat nach den Vorwürfen gegen ihn im Umgang mit sexualisierter Gewalt in seinem Bistum um Vergebung gebeten und eine Reihe grundlegender Änderungen in der Bistumsverwaltung angekündigt. Er habe in einigen Fällen fahrlässig gehandelt und trage für schwerwiegende Fehler die Verantwortung, sagte Bode am Donnerstag während einer Pressekonferenz: "Aber es geschah niemals in der Absicht, vorsätzlich zu vertuschen oder Recht zu beugen."
Ihm sei bewusst, dass seine Glaubwürdigkeit schwer beschädigt sei. Er habe außerdem erwogen, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. Er habe aber nach Gesprächen entschieden, "mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen", die der von der Universität Osnabrück verfasste Zwischenbericht aufzeige. Er wolle sich in drei Jahren auch den Ergebnissen des Abschlussberichts stellen.
Es mache ihn sehr nachdenklich, wie eingeschränkt sein Blick gewesen sei, betonte Bode. Der Bericht gebe aber wesentliche Hinweise, "wie wir im Bistum die Situation ändern können". Es werde seine Hauptaufgabe für die nächsten Jahre, Lehren aus der Geschichte zu ziehen. "Meines Erachtens würde ein Rücktritt diesen Prozess verzögern statt fördern."
Vorwurf: Beschuldigte im Amt belassen
Wissenschaftler der Universität Osnabrück hatten Bode im Zwischenbericht ihrer Studie über sexualisierte Gewalt im Bistum Osnabrück seit 1945 schwerwiegende Pflichtverletzungen im Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen vorgeworfen. Er habe bis 2010 mehrfach Beschuldigte in ihren Ämtern belassen, mit Aufgaben etwa in der Jugendseelsorge betraut, die weitere Tatgelegenheiten ermöglichten, oder Auflagen nicht nachgehalten.
Das von Bode seit 1995 geleitete Bistum zeige bis heute keine Bereitschaft, den Betroffenen gegenüber großzügig zu sein. "Betroffene wurden bürokratisch und abweisend behandelt. Die generelle Linie ließe sich mit ‚Verzögern und Abwehren‘ beschreiben", hatte der juristische Leiter der Studie, Hans Schulte-Nölke, am Dienstag bei der Vorstellung des Zwischenberichts gesagt.
Bode sieht sein Bistum mit dem vor drei Jahren begonnenen Schutzprozess indes auf dem richtigen Weg sei. Er werde eine überwiegend mit externen Fachleuten besetzte Monitoring-Gruppe, die diesen Prozess steuere und kontrolliere, weiter stärken. Sie solle eine unabhängige beauftragte Person erhalten, die in jedem bekannt werdenden Verdachts- und Missbrauchsfall den ordnungsgemäßen Ablauf gewährleiste. Diese Verantwortung werde damit der Abteilung Recht und Revision im Generalvikariat entzogen.
Die Person werde auch Auflagen für Beschuldigte kontrollieren. Die Stelle sei bereits ausgeschrieben. Weisungsberechtigt sei künftig weder er selbst noch der Generalvikar, sondern die Monitoring-Gruppe, betonte der Bischof.
Ombudsstelle für Betroffene angekündigt
Er kündigte zudem die Einrichtung einer Ombudsstelle für Betroffene an. Bode will nach eigenem Bekunden die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) dazu drängen, sich bei den Zahlungen an Missbrauchsopfer an den nach weltlichem Recht üblichen Summen zu orientieren. Dies sei offenbar entgegen einer Ankündigung der DBK nicht der Fall. Wenn es dort nicht zu einer schnellen Einigung komme, könne er sich auch vorstellen, aus der gemeinsamen Regelung der Bischofskonferenz auszuscheren und den Betroffenen mehr Geld zu zahlen.
Die Personalverantwortung für Priester will der Bischof nicht länger nur in priesterliche Hände legen. Stattdessen soll das Personalreferat eine Doppelspitze aus einem Priester und einem Laien erhalten. Bode selbst will im Verdachtsfall die seelsorgerliche Begleitung von Beschuldigten an andere Personen abgeben, sich stärker von Gremien überprüfen lassen, regelmäßig Rechenschaftsberichte vorlegen und den Austausch mit den Betroffenen intensivieren.