Anna Stuhlmann hat die Konfirmandenzeit nachhaltig geprägt. Hier stellt sie zehn Gründe vor, warum es sich für Jugendliche lohnt, den Konfiunterricht zu besuchen:
1. Auseinandersetzung mit der eigenen Spiritualität
Im Konfirmationsunterricht kommen die Schüler:innen ganz anders mit dem Glauben in Berührung als in der Schule. Sie lernen Wege, Gott begegnen zu können, beispielsweise im Gottesdienst oder durch Musik. Sie können in dieser Zeit Erfahrungen sammeln und ausprobieren, was es mit ihnen macht, wenn sie zum Beispiel in der Bibel lesen oder eine Predigt hören.
2. Neue Menschen kennenlernen
In der wöchentlichen Konfistunde, aber vor allem auch auf den Freizeiten lernen die Jugendlichen unkompliziert neue Leute kennen und schließen vielleicht sogar neue Freundschaften. Gruppenarbeiten und Kennenlernspiele machen es leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen. In der zunehmend digitalisierten Welt kann es für junge Menschen ein echter Gewinn sein Altersgenossen persönlich zu begegnen.
3. Gottesdienste und evangelische Liturgie kennenlernen
Einen Gottesdienst nicht nur zu beobachten, sondern aktiv Teil davon zu sein, kann für Jugendliche sehr bereichernd sein. Die Konfirmand:innen lernen, an welcher Stelle im Gottesdienstablauf eine Litanei gesprochen wird und können sich am gemeinschaftlichen Gebet beteiligen. So erleben sie den Glauben nicht nur als etwas Persönliches, sondern auch als etwas Gemeinschaftliches. In vielen Gemeinden ist es darüber hinaus üblich, dass die Jugendlichen einen eigenen Gottesdienst gestalten, in welchem sie sich der Kirchengemeinde vorzustellen. So entdecken sie möglicherweise sogar neue Fähigkeiten oder Stärken.
4. Gemeinschaft mit Christ:innen erleben
Wie bereits erwähnt, können die Schüler:innen beim Gottesdienst erleben, wie Christ:innen unterschiedlichen Alters gemeinsam Gott anbeten. Das wird aber in dem Jahr des Konfirmationsunterrichts auch durch viele andere Veranstaltungen möglich, an denen die Jugendlichen teilnehmen können. Wohlmöglich werden in ihrer Gemeinde Gebetsabende angeboten oder es gibt ein großes Osterfeuer. Auch beim Singen oder Spielen im Konfirmationsunterricht wird die Gemeinschaft unter den Konfirmand:innen gestärkt.
5. Die Bibel entdecken
Als junger Mensch zu erfahren, dass die Bibel relevant für das eigene Leben ist, kann ungemein nützlich sein. Die Bibel kann Orientierung geben, trösten und durch schwierige Zeiten tragen. In manchen Gemeinden müssen die Konfirmanden bestimmte Texte oder Psalmen auswendig lernen. Das ist den meisten Schüler:innen lästig, jedoch kann es eine große Hilfe im Leben sein. Nicht selten habe ich in Momenten, in denen ich nicht mehr wusste, was ich noch beten soll, das Vaterunser aufgesagt und dadurch eine enorme Ruhe und Kraft erfahren.
6. Gläubige Vertrauenspersonen kennenlernen
Konfirmand:innen, egal, ob sie aus einer gläubigen Familie kommen oder nicht, können durch den Konfirmationsunterricht Menschen kennen lernen, mit denen sie vertraulich über Gott, aber auch über persönliche Herausforderungen reden können. Das ist meist der Pfarrer oder die Pfarrerin, aber es können auch ehrenamtliche Mitarbeitende zu Ansprechpartner:innen werden. Vor allem in der Pubertät fällt es einigen Jugendlichen nicht leicht sich ihren Eltern mitzuteilen. Des Weiteren können sich Schüler:innen, die aus einem schwierigen Elternhaus kommen, in der Kirche Menschen anvertrauen und über ihre Probleme sprechen. Nicht umsonst ist die Seelsorge ein zentrales Merkmal der evangelischen Kirche. Sicher ist das auch außerhalb der Konfirmationszeit möglich, jedoch fällt es deutlich leichter sich einer Person zu öffnen, die bereits durch den Unterricht bekannt und im besten Fall sympathisch ist.
7. Musik als etwas Spirituelles erfahren
Musik als etwas Spirituelles wahrzunehmen, kann eine besondere Erfahrung sein - egal ob die christlichen Lieder auf der Orgel, der Gitarre oder dem Schlagzeug gespielt werden. Beim gemeinsamen Singen in der Kirche oder im Gemeindehaus nehmen sich Gläubige oft als Teil eines großen Ganzen wahr und fühlen sich mit Gott und anderen Christen verbunden.
8. Über Identität nachdenken
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität ist ein jahrelanger Prozess, den junge Menschen unabhängig ihres Elternhauses und ihrer Herkunft durchlaufen müssen. Der Glaube an einen Gott kann dabei eine Orientierung bieten. In der Kirche zu erfahren, dass Menschen von Gott geliebt, gesehen und gehalten sind, kann heilsam sein und die Grundlage bieten sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und seine Persönlichkeit zu entfalten.
9. Die eigenen Werte und seine Weltanschauung reflektieren
Im Konfirmationsunterricht wird nicht nur die persönliche Beziehung zu Gott behandelt, sondern auch ethische Fragestellungen thematisiert. Die Jugendlichen lernen, dass das Leben nicht schwarz-weiß ist und auch der Glaube an Jesus nicht nach einem bestimmten Leitfaden funktioniert. Es wird ein Grundstein für die Auseinandersetzung mit den eigenen Wertvorstellungen und der persönlichen Weltanschauung gelegt sowie die Bildung einer eigenen Meinung gefördert. All diese essentiellen Punkte bekommen in der Schule oder im Elternhaus oft nicht genug Raum.
10. Eine Menge Spaß haben
Zu guter Letzt können die Konfirmand:innen mit ihren Freund:innen und Mitschüler:innen einfach eine Menge Spaß haben. Nicht selten überlegen sich Pfarrpersonen besondere Aktionen für die Jugendlichen, wie beispielweise in einen Hochseilgarten oder Freizeitpark zu fahren oder eine Nacht in der Kirche zu übernachten. Diese Erlebnisse bleiben oft ein Leben lang unvergessen.