Die rund 150 Synodalen Nordkirche sprachen sich bei ihrer Tagung in Lübeck-Travemünde mit großer Mehrheit für den Plan der Kirchenleitung aus. Für die Landeskirche fallen voraussichtlich 5,1 Millionen Euro zusätzlich aus der Energiepreispauschale an.
Die drei diakonischen Werke in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sollen sich das Geld teilen und von der Energiekrise besonders betroffene Familien, Kinder, Senioren, Auszubildende und Studierende zwei Jahre lang unterstützen. Hilfe zur Selbsthilfe soll bei den geförderten Projekten im Vordergrund stehen.
Heiko Naß vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein bedankte sich für das Vertrauen. "Wir haben in Krisen wie dem Ukraine-Krieg deutlich gezeigt, dass wir uns anvertraute Mittel, auch in Millionenhöhe, zügig umsetzen können. Wir haben die entsprechenden Strukturen in unseren diakonischen Werken." Dennoch reichten solche Gelder nicht aus, um das Armutsrisiko zu bekämpfen. "Unter den Kindern in Schleswig-Holstein haben wir eine Armutsquote von 15 Prozent. Das darf nicht passieren."
Im September wurde jedem Erwerbstätigen in Deutschland durch das Steuerentlastungsgesetz 2022 mit dem Gehalt eine einmalige, zu versteuernde Energiekostenpauschale in Höhe von 300 Euro ausgezahlt. So erhalten Kirchen über die Kirchensteuer Mehreinnahmen, die sie nicht eingefordert haben.
Auch Steuerrückzahlung erwogen
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Katholische Deutsche Bischofkonferenz hatten den Landeskirchen und Diözesen bereits empfohlen, Bedürftige mit dem Überschuss zu unterstützen. Auch eine Rückzahlung der Kirchensteuer war in Erwägung gezogen, aber im Hinblick auf die Verwaltungskosten von etwa fünf Euro pro Rückzahlung wieder verworfen worden. "Wir werden sicherstellen, dass die Mehreinnahmen auf jeden Fall den Bedürftigsten zugutekommen", betonte die EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus.
Auch die Kirchen in Baden-Württemberg wollen Mehreinnahmen aus der Energiepreispauschale an Menschen mit wenig Geld weitergeben. Wie im Detail verfahren wird, werden die Haushaltsgremien der Kirchen entscheiden, teilten württembergische und badische Landeskirche, die Erzdiözese Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart auf epd-Anfrage mit.
Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen und Bremen wollen die Mehreinnahmen einer gemeinsamen Erklärung zufolge für Projekte von Diakonie und Caritas zur Verfügung stellen, die den von steigenden Energiekosten betroffenen Menschen helfen. Den Weg über die Diakonie wählen auch die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und die Lippische Landeskirche.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), deren Mehreinnahmen einer Schätzung zufolge bei etwa einer Million Euro liegen werden, leitet dieses Geld ebenfalls an die Diakonie zur Unterstützung von Tafeln, Wärmestuben und Bahnhofsmissionen weiter. Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stellt das Geld ihrer Diakonie zur Verfügung.