Traditionsabbruch in den Familien und die Missbrauchsskandale in den Kirchen seien zwei Gründe für sinkende Mitgliederzahlen in den christlichen Kirchen, schrieb die frühere Hannoversche Landesbischöfin in ihrer wöchentlichen Kolumne in der "Bild am Sonntag". Lange Zeit hätten die Kirchen gemeint, den Menschen vorgeben zu können, wie sie zu leben haben. "Da wurde Vertrauen verspielt", so die Theologin weiter.
Schon jetzt erlebe sie bei Taufen oder Beerdigungen, dass viele die Kirchenlieder nicht mehr kennten oder das Vaterunser nicht mehr mitsprechen könnten. "Kinder wissen nichts mehr von biblischen Geschichten", schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Und doch seien die Kirchen kein Auslaufmodell. "Sie werden gebraucht, um Menschen Halt, Kraft und Trost zu geben. Die Botschaft von der Liebe Gottes wird gebraucht, um Menschen aufzurichten", so Käßmann. Im Jahr 2021 war erstmals weniger als die Hälfte der deutschen Bevölkerung Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche. Beide Kirchen verzeichneten eine Rekordzahl an Kirchenaustritten.