Themenwege liegen im Trend: Wanderfreudige können mittlerweile zwischen Erlebniswegen, Skulpturenwegen oder Schweigewegen wählen. Kirchenwege wiederum verbinden Spirituelles und Kunsthistorisches: Im südöstlichen Oberbayern zum Beispiel geht man in 18 Kilometern den Sieben-Kirchen-Weg zwischen Neuötting und Marktl. Am Ende trifft er auf den Benediktweg, der seinen Namen vom in Marktl geborenen Papst hat. Der Weg sei "familienfreundlich", heißt es auf der Internetseite. In jedem Fall ist er sehr katholisch.
Was den Katholiken recht ist, sollte den Protestanten billig sein, sagten sich Monika Schneider und Inga Schübel. Sie sind zertifizierte Pilgerbegleiterinnen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Als Ausbildungs-Projekt wählten sie einen Drei-Kirchen-Weg: Von Neuöttings Christuskirche über Altötting nach Garching an der Alz mit der Versöhnungskirche im Wald von Hart.
Der evangelische Pilgerweg im Schnupperformat führt direkt durchs katholische Zentrum Bayerns: Unweit der Heiligen Kapelle, in der die schwarze Madonna ihr Christkind auf dem Arm trägt, liegt das Pfarramt der evangelischen Gemeinde "Zum Guten Hirten", zu der auch die Christuskirche Neuötting und die Versöhnungskirche Garching gehören.
Auf der Ausflugserlebniskarte der Tourismusverbände der Region sucht man den "Drei-Kirchen-Weg" allerdings vergeblich. "Muss nicht sein", erklärt Inga Schübel, "eine Eintragung ist mit viel Aufwand verbunden". Der relativ junge und kurze Drei-Kirchen-Weg ist also ein Geheimtipp für Pilgeranfänger. Von Neuötting wandert man über Altötting, Heiligenstatt, Burgkirchen am Wald und Unterneukirchen bis Garching. Dort beginnt Etappe zwei und führt ein Stück des St. Rupert-Wegs über Hirten, Oberschroffen und Graming wieder nach Altötting. 18 Kilometer misst jeder Abschnitt. Nur einmal ist ein kurzer steiler Anstieg zu schaffen, sonst warten laut Flyer "leichte Feld-, Wald- und Wiesenwege" auf die Spaziergänger.
Der Drei-Kirchen-Weg eignet sich als Training für den "Ernstfall Jakobsweg" oder als Test, wie Pilgern geht - samt Andacht und Pilgersegen. Wer beide Etappen hintereinander zurücklegen möchte, kann im Garchinger Gemeindesaal übernachten - abendliches Grillen im Kirchgarten und Frühstück am Morgen inklusive. Unterwegs bietet der Weg Impulse, die von einer Brücke, einer Pflanze, einer Ruine, einem Weizenfeld, einem Feldhasen ausgehen. Die Idee von Monika Schneider und Inga Schübel: Ein Weg "für alle, die neugierig auf das Pilgern sind und einen Anfang wagen möchten, aber auch für alle anderen Pilgerbegeisterten".