Wenn es um Wärme durch erneuerbare Energien geht, hat die evangelische Nordkirche noch einen weiten Weg vor sich. Aus dem Klimaschutzbericht von 2020 geht hervor, dass der Anteil an fossiler Wärme noch bei 97 Prozent liegt, und mit 61 Prozent liegt das Erdgas sogar auf dem ersten Platz. "Da muss viel passieren", sagt Martin Jürgens, Klimaschutzmanager im Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche. Die Vorgabe steht im aktuellen Klimaschutzplan: Bis 2027 soll der Anteil der erneuerbaren Energie in der Wärmeversorgung auf 50 Prozent steigen. "Das ist kein kleines Ziel, aber ein notwendiges", so Jürgens.
Angesichts der steigenden Energiepreise gehe es aktuell ums Sparen. Doch auch wenn eine Gemeinde jetzt ihre Heizungsanlage auf einen erneuerbaren Energieträger umstellen möchte, müsse mit sechs bis acht Monaten Lieferzeit gerechnet werden, so Jürgens. Und dann fehle noch immer der Handwerker, "der die neue Anlage anschließt".
In Osterhever (Kirchenkreis Nordfriesland) ist die Kirchengemeinde schon einen Schritt weiter. Eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst in St. Martin stellt der Küster die beheizbaren Sitzpolster an. "Es ist wie bei einer Autoheizung", sagt Ute Böttcher, die als damalige Vorsitzende des Kirchengemeinderats (KGR) die Anschaffung vor sieben Jahren organisiert hat. In den ersten Reihen sind zusätzlich in den Boden Platten eingebaut, damit die Füße nicht frieren. In den hinteren Reihen helfen dann aber doch nur noch dicke Socken und Mützen, die Ute Böttcher ohnehin jedem empfiehlt. "Die mollige Wärme" aus vergangenen Zeiten sei vorbei, darauf müssten alle vorbereitet sein, die die Kirche besuchen wollten, so Böttcher.
Sitzheizung nach drei Jahren amortisiert
Zur Sitzheizung sei die Gemeinde gekommen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass im bisherigen Nachtspeicherofen Asbest enthalten war. Damals diskutierte der KGR mehrere Heizungsarten - und entschied sich schließlich gegen Gas. Darüber sei man "heilfroh" angesichts der aktuellen Lage, sagt Böttcher. Heute schlägt ein normaler Gottesdienst gerade mal mit einem Euro Stromkosten zu Buche. Pro Jahr zahlt die Gemeinde etwa 180 Euro - früher seien es 5.000 Euro gewesen. So hätten sich die Kosten für die Sitzheizung von 15.000 Euro schon nach drei Jahren gerechnet, so Böttcher.
Nur mit solchen Beispielen könne es gehen, sagt auch Martin Jürgens. Bisher sei ihm nicht bekannt, dass die Kirchenkreise finanzielle Unterstützungen für Gemeinden planen, die ihre Energiekosten nicht stemmen können. Das sei auch nicht zielführend, sondern mindere im schlimmsten Fall die Motivation, Energie zu sparen. Außerdem sei das "linke Tasche - rechte Tasche", so Jürgens. Ob die Gelder nun bei der Gemeinde oder beim Kirchenkreis abgezogen werden, "sie kommen aus den Kirchensteuern" und angesichts der fallenden Mitgliederzahlen werden auch diese Einnahmen weniger. Ohne Umdenken gehe es seiner Meinung nach nicht.
Durch Umdenken versuche auch die Hamburger Gemeinde Winterhude-Uhlenhorst die Kosten zu minimieren. Sie spare viel Energie, weil seit dem vergangenen Winter die Gottesdienste in der Heilandskirche und der Matthäuskirche nicht mehr im Kirchenschiff gefeiert werden, sondern im benachbarten Gemeindesaal. Beschwerden von Gottesdienstbesuchern habe er nicht gehört, sagt Pastor Michael Ellendorff, "es sind nicht weniger Besucher gekommen als zuvor". Die Gemeinde habe allerdings rund 70 Prozent der Kosten für Heizenergie eingespart und sei im Mai mit der Zertifizierung "Öko-Profit" der Stadt Hamburg ausgezeichnet worden.
Wer sofort mit dem Energiesparen beginnen wolle, könne das schon im Kleinen, sagt Klimaschutzmanager Martin Jürgens. So könne bei Außenbeleuchtung vom Dauerbetrieb auf Bewegungsmelder umgestellt werden. Auch der Wechsel auf LED-Leuchtmittel bringe viel. Und jede Gemeinde könne ihre Kühlschränke überprüfen, rät Jürgens. "Wenn da nur eine Flasche Wasser drinnen steht, dann kann ich die auch in den Keller stellen, da bleibt sie ebenfalls kühl."