Im Moment sei alles "sehr auf Kante genäht", sagte die Referentin im Zentrum Pflege des Diakonischen Werks Rheinland-Westfalen-Lippe, Martina Althoff, dem Evangelischen Pressedienst. Ausfälle durch mehr Corona-Infektionen beim Pflegepersonal sowie durch körperliche und psychische Folgen der andauernden Corona-Pandemie und der übliche Krankenstand tragen laut Althoff zu den Engpässen bei.
Durch die Urlaubszeit verschärfe sich die ohnehin angespannte Lage, erklärte die Diakonie-Referentin. Nach außen hin wirke es oft so, als würde in den Pflegeheimen "ja doch alles irgendwie laufen". Doch sei es für etliche Einrichtungen derzeit ein "Balanceakt", die Mitarbeitenden arbeitsfähig und die Pflege und Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner wie gewohnt aufrechtzuerhalten, sagte Althoff, die auch Geschäftsführerin des Evangelischen Verbandes für Altenarbeit Rheinland-Westfalen-Lippe ist.
Besonders dramatisch sei die Lage in Einrichtungen mit akuten Corona-Ausbrüchen. Um den Betrieb der Heime sicherzustellen, leisten Pflegekräfte laut der Expertin derzeit viele Überstunden oder unterbrechen ihre freien Tage. Manche Einrichtungen setzten in ihrer Not auch Leiharbeitskräfte ein, obwohl dies von der Diakonie grundsätzlich nicht angestrebt werde.
Problematisch ist laut Althoff auch, dass seit Auslaufen des Rettungsschirms für die Pflege Ende Juni etwa der personelle Mehrbedarf für die "Einlasskontrollen" in den Heimen nicht mehr refinanziert werde: Die geforderten aktuellen negativen Corona-Tests der Besucher zu überprüfen, binde Personalressourcen.
Für die kommenden Monate erwartet die Diakonie-Referentin eine weitere Verschärfung der Lage, wenn die Zahl der Corona-Erkrankungen, aber auch anderer Infektionen saisonal bedingt weiter steige. Althoff befürchtet zudem, dass etliche Leitungskräfte in Pflegeheimen, "die die kritische Lage nun schon so lange managen müssen", ihrem Beruf künftig den Rücken kehren könnten.