Die Usa ist ein Flüsschen im Hochtaunus. "Sie ist noch extrem kalt." Sybille Winkelhaus, Referentin für Naturschutzkommunikation beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), weiß es, denn: "Ich war mit nackten Füßen drin."
"Insektenlarven brauchen eine Wassertemperatur unter zehn Grad Celsius", erklärt Sebastian Brackhane, Bereichsleiter Naturschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Trotz Hitzesommer sieht es für die Bachbewohner im Hochtaunus also noch erträglich aus.
Nicht weit entfernt aber von dem hessischen Mittelgebirge, in Frankfurt, ist die Wassertemperatur des Mains auf 24 Grad geklettert, und bei Koblenz ist der Rhein auch 24 Grad warm. Das Problem für Fische: je wärmer das Wasser, desto geringer der Sauerstoffgehalt.
In Hamburg, wo die Elbe 21 Grad misst, sind schon vor rund sechs Wochen die ersten Fische gestorben. "Dort gibt es ein Sauerstoffloch", also ein großes Gebiet mit sauerstoffarmem, CO2-reichem Wasser, sagt Sascha Maier, Gewässerexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Das ist ein Problem für Wanderfische wie Lachse, Aale, Meerforellen." Als Grund vermuten Umweltschützer die Folgen der Elbvertiefung, sommerliche Wärme verstärkt den Sauerstoffmangel.
"Kommt es durch Überdüngung oder durch Baggerarbeiten zusätzlich zu Sauerstoffzehrung im Wasser, kann es für Fische, wie kürzlich in der Hamburger Elbe, kritisch werden", erklären Jörn Scharsack, Experte für Fischkrankheiten, und Marko Freese, Fachmann für Biodiversität und Wanderfische, vom Thünen-Institut für Fischerei-Ökologie in einer gemeinsamen Mail. "Kurzfristige Hitzephänomene allein führen aber in der Regel nicht zu Fischsterben, sofern die Fische in tiefere, kühlere und vor allem sauerstoffreiche Regionen ausweichen können."
Aber diese Ausweichmöglichkeiten muss es natürlich geben. BUND-Experte Maier kennt die Studien und Laborversuche: "Bei 28 bis 30 Grad stirbt die Meerforelle, bei 25 bis 34 der Lachs." Karauschen, eine Karpfenart, und Schleie in den Teichen der brandenburgischen Uckermark seien besser an Sauerstoffmangel angepasst, ergänzt Brackhane.
"Die Lage der Fische ist regional unterschiedlich", erklärt auch Maier: Breite Unterläufe von Flüssen seien besonders warm, weil sie nicht mehr beschattet werden könnten. Stressfaktoren wie Wehre und Schleusen in Neckar oder Donau machten den Fischen das Leben ohnehin schwer.
"Regulierte Flüsse erwärmen sich schneller", erläutert Maier. Auch Kraftwerke leiteten erwärmtes Wasser zurück ins Flussbett. "Süßwassertierarten sind unter enormem Stress und der wird durch Trockenheit noch verstärkt", resümiert Maier. Immerhin könnten sich Fische vielerorts bei großer Hitze in tiefere Wasserlöcher, sogenannte Kolke, zurückziehen.
Das können Amphibien nicht. "Die Gelbbauchunke braucht flache Tümpel", sagt Magnus Wessel, Naturschutzreferent beim BUND. Vor allem in Ostdeutschland fallen die Tümpel schon trocken. "Jetzt sind auch die Jungfrösche unterwegs, und sie brauchen feuchten Lebensraum." Auch ein Reptil wie die Ringelnatter brauche Gewässer zum Jagen von Fröschen und Kröten: "Sie muss bei Trockenheit abwandern oder sie stirbt." Die Äskulapnatter dagegen mag Wärme und breitet sich im hessischen Rheingau-Taunus weiter aus.
Fische und Amphibien also leiden und sterben an Hitze und Dürre, auch Insektenlarven wie die der Libelle entwickeln sich im Wasser. Und Vögel brauchen Wasser zum Trinken und Baden. Deshalb rät Sybille Winkelhaus vom NABU dazu, Wasserschalen in den Garten und auf den Balkon zu stellen: "Aber das Wasser muss täglich gewechselt werden." Sonst entwickelten sich Bakterien, und die Vögel würden krank.
Junge Mauersegler fallen aus ihren Nestern, wenn es ihnen unter den Dächern zu heiß wird. Im südspanischen Sevilla sind Medienberichten zufolge im Juni Tausende tote Mauersegler auf die Gehwege gestürzt. Jetzt, zu Zeiten der Sommerhitze in Deutschland, sind die meisten schon durchs Gröbste durch und üben für den Abflug in den Süden Anfang August.
Die Amsel leidet, weil sich ihre Beutetiere tief in die Erde zurückziehen, Regenwürmer und Schnecken. Das macht auch den Igeln zu schaffen, die ebenfalls von Schnecken leben.
Es gibt aber auch Vögel, die von der Hitze profitieren: "Bienenfresser und Wiedehopf erweitern ihre Areale", sagt Brackhane. Auch Eidechsen profitierten und die sogenannten Generalisten wie Wildschweine. Sie kennen die Schlammsuhlen in den Quellbereichen des Waldes, in denen sich auch Hirsche Kühlung verschaffen.
Füchse und Dachse verschwinden im tiefen Bau, wenn es ihnen draußen zu heiß wird. Rehe ziehen sich in die Wälder zurück. Doch auch die sind durch die Trockenheit geschädigt. In Oberfranken gibt es immer mehr Kahlschläge, die Fichten im Fichtelgebirge werden großflächig abgeholzt, weil sie krank sind. Damit verlieren auch Rehe ihren Schatten. Da haben es Feldhasen im offenen Land besser: Sie leiten die Hitze über ihre langen Ohren, die "Löffel", ab.
"Es kommt auf die Art an", sagt Wessel. Den Schmetterlingen geht es gut, den Lurchen schlecht. Jede Art hat sich über die Jahrmillionen der Evolution anders an Hitze und Dürre angepasst. Manche gar nicht.