Vertreter der evangelischen Kirche sowie der Kommunal- und Landespolitik aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben sich zu Erhalt und Unterstützung einer freien Presse in Deutschland bekannt. Für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sei eine unabhängige evangelische Publizistik trotz zunehmender Direktkommunikation über Social Media sehr wichtig, betonte deren Pressesprecher Volker Rahn am Donnerstag bei den Südwestdeutsche Medientagen im protestantischen Bildungszentrum Butenschoen-Haus in Landau.
Die hessen-nassauische Kirche wolle trotz Einsparungen und Umbrüchen in der medialen Landschaft nicht auf die Unterstützung der von ihr mitgetragenen unabhängigen Nachrichtenagentur Evangelischer Pressedienst (epd) und der "Evangelischen Sonntags-Zeitung" verzichten, sagte der Theologe und Journalist Rahn. "Wir versuchen, die freie publizistische Arbeit aufrechtzuerhalten."
Die zweitägige Veranstaltung in Landau trug den Titel "'Wir brauchen die nicht mehr!' - Direktkommunikation vs. Freie Presse?". Dabei diskutierten Politiker, Wissenschaftler und Journalisten über die zunehmende Bedeutung von Direktkommunikation bei Parteien, Unternehmen und auch Kirchen bei der Vermittlung ihrer Inhalte. Dabei sprechen diese ihre Adressaten verstärkt direkt über Social-Media-Kanäle und elektronische Kommunikation an ohne die Vermittlung öffentlich-rechtlicher und privater Medien.
Eine freie evangelische Publizistik wolle eine "Stimme für die Stimmlosen" sein, jene Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, sagte Kirchensprecher Rahn. Kirchliche Journalisten seien Experten für Kirchenthemen und fragten diesbezüglich am schärfsten nach. Die Kirche müsse sich grundsätzlich verstärkt kritischen Fragen von Journalisten stellen, um glaubwürdig zu sein.
Die Kirche müsse es hinnehmen, journalistisch auch einmal schlecht wegzukommen, ergänzte Christoph Picker, Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz. Eine Kirche, die zunehmend den Weg der Direktkommunikation gehe und eine freie evangelische Publizistik vernachlässige, marginalisiere sich in der Gesellschaft.
Der Landauer Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) sagte, auf kritische Analysen von Journalisten könne die Gesellschaft nicht verzichten. Die Selbstdarstellung von Verwaltungen durch eigene Social-Media-Kanäle und auch Zeitungen sei durchaus problematisch. Sie erschwere eine öffentliche Kontrolle. Hirsch sprach sich für eine Förderung des Lokaljournalismus mit öffentlichen Mitteln aus, weil dieser gesellschaftlich besonders wichtig sei.
Julian Lange, der Sprecher der saarländischen Landesregierung, ermunterte die klassischen Medien dazu, sich "nicht in Depression zu reden". Zeitungen und Rundfunk hätten sich noch nicht von der Gesellschaft "entkoppelt". Die Saarbrücker Staatskanzlei versuche über alle Kanäle, die Menschen zu erreichen, auch direkt im Gespräch mit ihnen auf dem Marktplatz, sagte der Medienberater von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD).
Die Südwestdeutschen Medientage sind eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie der Pfalz in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und dem Frank-Loeb-Institut an der Universität Koblenz-Landau. Kooperationspartner sind die Tageszeitungen "Die Rheinpfalz" und der "Mannheimer Morgen" sowie der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Rheinland-Pfalz. Die nächsten Südwestdeutschen Medientage finden am 13./14. Juni 2023 im Butenschoen-Haus in Landau und auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße statt.
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