Der 288-seitigen Untersuchung zufolge haben führende SBC-Pastoren Missbrauchsopfer jahrelang ignoriert, eingeschüchtert und diffamiert. Eine kircheninterne Liste enthalte die Namen von 703 des Missbrauchs beschuldigter Baptistenpastoren. Der Bericht wurde von Guidepost Solutions erstellt, einer US-amerikanischen Ermittlungsfirma.
Die SBC-Führung sei mehr am Schutz der Kirche interessiert gewesen als am Aufdecken von Missbrauch, heißt es. Der Bericht nennt einige Verantwortliche beim Namen. Er zitierte eine E-Mail des früheren SBC-Präsidenten Ronnie Floyd, in der dieser Besorgnis über Fälle sexualisierter Gewalt äußert, doch hinzufügt, dass "unsere Priorität nicht die aktuellste Kulturkrise sein kann".
Ein Ex-Präsident habe 2010 die Ehefrau eines befreundeten Pastors gegen deren Willen ausgezogen und sexuell genötigt. Der Beschuldigte habe das bestritten, sei jedoch nach Ansicht der Ermittler bei der Befragung nicht glaubwürdig gewesen.
Guidepost Solutions empfahl dem Verband, eine Online-Datenbank mit Namen von Tätern anzulegen, Missbrauchsopfer zu entschädigen und eine neue Anlaufstelle zu schaffen für Missbrauchsvorwürfe. SBC-Präsident Ed Litton sagte dem kirchlichen Informationsdienst Baptist Press, er sei zutiefst erschüttert von den Enthüllungen. Massive Vorwürfe gegen den Südlichen Baptistenverband sind spätestens seit Berichten in den Zeitungen "Houston Chronicle" und "San Antonio Express-News" Anfang 2019 bekannt.
Der als konservativ eingeschätzte Südliche Baptistenverband wurde 1845 durch die Abtrennung von anderen Baptisten gegründet, die die Sklaverei ablehnten. Mitte Juni treffen sich Delegierte in Anaheim (Kalifornien) zur SBC-Jahreskonferenz.