"Die Opfer, die aus Sicht der Täter als unwertes Leben galten, werden durch den Gedenkort aus ihrer Anonymität gehoben", sagte Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). Multimediale Angebote sollen das Gedenken an die 630 Menschen mit Behinderung wachhalten, die bis 1945 aus den damaligen Alsterdorfer Anstalten abtransportiert wurden. Die Nationalsozialisten ermordeten nachweislich mindestens 513 von ihnen.
"Kirche und Diakonie sind damals zu Tätern geworden", sagte Landespastor Dirk Ahrens. Er hoffe, dass jeder Mensch, der diesen Ort besuche, stärker werde an Klugheit, Liebe und Mut.
Im Zentrum des Lernortes steht ein zwölf Meter hohes und 58 Tonnen schweres Altarbild, das im Frühjahr 2021 aus der St. Nicolaus-Kirche gestemmt wurde und nun neben der restaurierten Kirche steht. Das Wandbild stammt aus dem Jahr 1938 und zeigt den gekreuzigten Jesus umgeben von zwölf Menschen mit Heiligenschein und drei offenbar behinderten Menschen ohne Heiligenschein.
Gedeutet wird das Bild so, dass behinderte Menschen keine direkte Nähe zu Gott haben, sondern dafür Helfer benötigen.
Der Anblick des Bildes sei für viele Bewohner "unerträglich" gewesen, erklärte die Stiftung. Auf der Rückseite der Wand sind die Namen der 513 Bewohnerinnen und Bewohner eingraviert, die während der NS-Zeit ermordet wurden.
Die Evangelische Stiftung Alsterdorf ist mit rund 4000 Mitarbeitenden eine der bundesweit größten Einrichtungen für behinderte Menschen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter dem NS-nahen Direktor Karl Friedrich Lensch 630 Menschen mit Behinderung deportiert, von denen nur wenige überlebten.