"Wir werden sehr viel mehr Arme bekommen, als wir bisher gedacht haben", sagte die sozialpolitische Vorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide der "Augsburger Allgemeinen" (7.5.). Angesichts der Inflation und der steigenden Energiepreise reiche bei vielen Menschen das Gehalt nicht mehr aus und sie gerieten in Armut, warnte sie.
"Wir merken das in jeder Beratungsstelle, in den Schuldnerberatungen, den Sozialberatungsstellen und auch den Familienzentren", sagte Loheide. Immer mehr Menschen müssten darauf achten, dass sie am Ende des Monats noch genug zum Essen einkaufen können.
Loheide forderte vom Bund statt einmaliger Hilfszahlungen eine Reform der sozialen Unterstützung in allgemeinen Krisen. "Die ewigen Einmal- und Bonuszahlungen haben was von Almosen", kritisierte die Diakonie-Vorständin.
"Unser Vorschlag ist eine Notlagenregelung, die fest in den Sozialgesetzbüchern verankert wird und in einer nationalen Krisensituation eine Unterstützung von Betroffenen - mit mindestens 100 Euro monatlich für ein halbes Jahr - vorsieht", sagte Loheide. Dazu müsste der Bundestag eine soziale Notlage feststellen.
Zudem forderte die Diakonie-Vorstandsvertreterin angesichts der hohen Inflation eine Anhebung der Hartz-IV-Sätze. "Die letzte Erhöhung betrug 0,7 Prozent, die Inflation hingegen liegt bei mehr als sieben Prozent", sagte Loheide. "Im Regelsatz sind pro Monat 155 Euro für Lebensmittel vorgesehen, 36 Euro für Strom. Die Preise laufen davon. Es ist klar, dass das nicht reichen kann", unterstrich die Diakonie-Vorständin.