Es ist einer der wichtigsten Bestandteile des Osterfests in der Ukraine: Paska, eine Art Kuchen, der am Vorabend des Osterfests gebacken und am Ostersonntag gegessen wird. Valeria (Name von der Redaktion geändert), die vor fünf Wochen mit ihrem 17-jährigen Sohn aus dem ukrainischen Charkiw nach Speyer flüchtete, zeigt den Kuchen auf ihrem Smartphone. "Jede Hausfrau hat ein eigenes Rezept für Paska", sagt die 50-Jährige und zählt verschiedene Zutaten auf: Schmand, Rosinen, kandidierte Aprikosen, Zitrone. Ganz wichtig sei die Dekoration. Entweder mit Sahne oder bunten Streuseln, auch Kreuzmotive passend zum Osterfest sind beliebt.
Auf den Osterkuchen freuen sich auch deshalb so viele Ukrainer, weil der Karfreitag ein strikter Fastentag ist. "Ich esse am Karfreitag nichts, trinke nur Wasser", sagt die Geografie-Lehrerin Valeria, die der orthodoxen Kirche der Ukraine angehört. Allerdings machten das längst nicht alle, auch ihr Mann nicht, der in der Ukraine bleiben musste, um das Militär zu unterstützen.
Auch das 40-tägige Fasten sei ihr zu anstrengend, sagt Valeria. Etliche orthodoxe Ukrainer hielten das ohne Fleisch, Fisch und Milchprodukte - also im Grunde vegan - durch. Wichtig ist ihr aber der Gang am Ostersamstagabend in die Kirche. Hier weihe der Priester die gebackenen Kuchen und gefärbten Eier. Zum Gottesdienst, der sehr lange dauert, gehörten auch Prozessionen um die Kirche sowie Gebetslieder.
Kunstvoll verzierte Eier und drei Wangenküsse
Überhaupt spielten Eier - anders als der völlig unbekannte Osterhase oder Osterschokolade - eine große Rolle in der Ukraine, sagt sie. Die einfach gefärbten Eier hießen Kraschanky, die kunstvoll mit einer Wachstechnik verzierten hingegen Pysanky. Die Muster darauf haben bestimmte Bedeutungen und können oft sogar aufgrund des verwendeten Stils den Regionen in der Ukraine zugeordnet werden. Vor den Osterferien finden in den Schulen Wettbewerbe statt für die am besten gestalteten Ostereier, gestrickt beispielsweise oder mit Perlen verziert.
Am Ostermorgen gehört der Ostergruß ähnlich wie in vielen Kirchen in Deutschland dazu. "Wir begrüßen uns mit 'Christos woskres' (Christus ist auferstanden) und drei Küssen auf die Wangen", sagt Valeria. Der Gegenüber antwortet "Wojistynu woskres" (Er ist wahrhaftig auferstanden).
Auch in Deutschland will Valeria zum orthodoxen Osterfest einen Gottesdienst besuchen, weiß aber noch nicht, wo. Dieses findet nach dem julianischen Kalender eine Woche später statt, also am 24. April. Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche bietet Gottesdienste in Kaiserslautern, Saarbrücken und Karlsruhe an, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche lädt nach Mannheim und Frankfurt ein. Beide Kirchen existieren in der Ukraine neben der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats.
In evangelischen Gottesdiensten seien etwa Gebete, Lieder oder ein Segen zum Mitlesen auf Ukrainisch möglich, damit sich die Geflüchteten willkommen fühlten, sagt Pfarrer Arne Dembek aus Kandel. Vielen Ukrainern ist es nach den Worten des landeskirchlichen Beauftragten für Christen anderer Herkunft einfach ein Anliegen, eine Kerze anzünden zu können - auch in Gedenken an die Menschen, die in der Ukraine derzeit unter dem Krieg leiden.
Ostern, so ist sich Valeria sicher, wird auch dieses Jahr in der Ukraine gefeiert werden. "Ich denke, dass sich alle Ukrainer trotz des Krieges auf den Feiertag als Symbol des Lebens, der Hoffnung und des Glaubens an den Sieg unseres Volkes freuen werden", sagt sie.