Ostern geht es meist auch tierisch zu. Der Hase bringt Hühner-Eier, und mancherorts wird Kuchen in Lammform gebacken. Einige der Bräuche haben ihre Wurzeln in den biblischen Geschichten, andere entwickelten sich später, und nicht immer sei ihre Entstehung eindeutig, sagt der Theologe und Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti. Die Tiere eint, dass sie auch im Alltag der Menschen eine große Rolle spielten und das zum Teil noch heute tun.
Das Lamm: Schon im Judentum hat das Lamm eine kultische Bedeutung. So wird es bis heute zum Pessachfest gegessen, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert, erläutert Becker-Huberti. Im Johannes-Evangelium der Bibel wird das Lamm erstmals mit Jesus gleichgesetzt. "Er wird als Lamm Gottes bezeichnet, der sich selbst um der Menschen Willen geopfert hat", erläutert der katholische Honorarprofessor der Hochschule Vallendar.
Anders als beim Pessach-Fest sei das Lamm aber kein traditionelles Osteressen. "In früheren Zeiten war das Lamm dafür zu kostbar. Man wollte die Wolle haben." So kommt bis heute eher Gebäck in Lammform auf den Tisch, oft mit Puderzucker weiß bestäubt als Zeichen der Reinheit. Nach wie vor ist das Schaf laut der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände eines der am weitesten verbreiteten Haustiere - es kommt in fast allen Ländern der Erde vor.
Das Huhn und das Ei: Seit mehr als 1.000 Jahren ist das Ei mit Ostern verbunden, erläutert der Brauchtumsexperte. Katholische Priester überreichten rot gefärbte Eier an Besucher der Osternacht. Die rote Farbe und die harte Schale symbolisierten das Leben im Grab Christi. "Damit stand das Ei für die Überwindung des Todes." In der Fastenzeit durften keine Eier gegessen werden, erst ab Gründonnerstag konnten Eier wieder für Ostern bearbeitet werden.
Nach der Ostermette überreichte der Pfarrer jedem Gottesdienstbesucher ein rotgefärbtes, gekochtes Ei als Symbol für den auferstandenen Christus. Seit dem 12. Jahrhundert brachten Katholiken gefärbte Eier mit in die Kirche, um sie segnen zu lassen und dann auf nüchternen Magen zu verzehren. Sie galten - gefärbt und gesegnet - als segenspendend. In Deutschland werden nach Angaben des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg pro Jahr und Kopf durchschnittlich 238 Eier verzehrt. Davon werden etwa die Hälfte als frische Eier gekauft.
Der Hase: "Der Hase ist der späte Quereinsteiger zu Ostern", sagt Becker-Huberti. Im 17. Jahrhundert tauchte er als Eierbringer auf, wohl deshalb, weil die Protestanten den katholischen Brauch rund ums Ei zwar ablehnten, dies allerdings einen dann säkularen Brauch um Ostereier bei evangelischen Christen nicht verhinderte. So wurden die Eier versteckt. "Schon ab dem 16. Jahrhundert findet man etliche Tiere, die als Täter hingestellt wurden", sagt der Brauchtumsexperte. Neben dem Hasen war das auch das Huhn oder der Fuchs - doch Meister Lampe setzte sich durch und wurde später auch in katholischen Gegenden akzeptiert. Auch die Erfindung der Schokolade, die in Hasen-Form gegossen wurde, trug dazu bei.
Mit 16 Feldhasen pro Quadratkilometer Feld und Wiese sieht der Deutsche Jagdverband in Berlin die Tiere aktuell im Aufwind. "Das ist einer der besten Werte seit Beginn der Zählungen vor zwei Jahrzehnten", teilt der Verband mit. Kälte und Regen hätten jedoch dem Steppenbewohner im Jahresverlauf zugesetzt. Anders als die Jäger zählt "Wildtierschutz Deutschland". Der Verein hält die Statistik des Fallwildes, also der bei der Jagd erlegten und verunfallten Feldhasen für ausschlaggebend. Daraus ergebe sich ein dramatischer Rückgang in den vergangenen zehn Jahren.
Allerlei Getier: Mit dem einziehenden Frühling spielen auch Vögel zu Ostern eine Rolle, sagt Becker-Huberti. Kiebitz und Kleiber kehren aus dem Winterquartier zurück. In Griechenland wird auch der Schmetterling wegen seiner Metamorphose als Ostersymbol gedeutet. Die Raupe verpuppt sich und aus dem Kokon schlüpft der Schmetterling wie die Seele aus einem toten Körper. "Darum heißen Schmetterlinge auch psyché."
Dann gibt es da noch den Löwen - besser den Löwenzahn. "Was heute als Unkraut gilt, wurde im Mittelalter von Theologen und Künstlern geadelt", sagt Becker-Huberti. Die Metamorphose von den gelben Blütenblättern zur Federkugel habe ihn zum Symbol für Licht und Leben und damit für Gott gemacht. Zugleich sei er Symbol für den auferstandenen Christus. Der auferstandene Christus werde in den Hymnen und Osterspielen auch als "leo fortis", starker Löwe, am Kreuz beschrieben.