Renovierter Kirchenraum im Mannheim
© epd-bild/Christine Suess-Demuth
Letzte Arbeiten in der Ökumenkirche in Mannheim, deren Kirchenraum gemeinsam von der evangelischen Thomasgemeinde und der katholischen St. Pius Gemeinde für Gottesdienste genutzt wird.
Ökumenekirche in Mannheim
Gottesdienste miteinander statt nebeneinander
Eine Kirche, gemeinsam genutzt von evangelischen und katholischen Christen: In Mannheim wird am Sonntag die erste Ökumenekirche eröffnet. In Zeiten des Umbruchs könnte die St. Pius Kirche ein Modell für die Zukunft werden.

Mittelpunkt der neuen Ökumenekirche St. Pius in Mannheim ist der Altar. Er ist entstanden aus den gemahlenen Steinen der beiden früheren Altäre der evangelischen Thomas-Gemeinde und der katholischen St. Pius-Gemeinde. Die Verschmelzung der ursprünglichen Materialien Buntsandstein und Travertin soll den Auftrag zur Einheit der Christen symbolisieren.

Das Besondere und wohl deutschlandweit Einmalige sei, dass eine Kirche gemeinsam von einer evangelischen und einer katholischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt werde, sagte der evangelische Dekan Ralph Hartmann am Donnerstag in Mannheim. Bislang seien Gottesdienste selbst in Simultankirchen nur nebeneinander gefeiert worden.

Den gemeinsamen Kirchenumbau bezeichnete Hartmann als "Zeit des Umbruchs für die Kirchen und Modell für die Zukunft". Aus einer reinen Veranstaltungsökumene sei eine Ökumene der Institutionen geworden. Es gehe darum, sich auf die gemeinsamen Wurzeln zu besinnen. Das sei auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der Kirchen in der Gesellschaft.

Vielfalt bei Orgel und Glocken

Die Ökumenekirche St. Pius im Stadtteil Neuostheim wird am 3.4. in einem Gottesdienst mit Hartmann und seinem katholischen Kollegen, Dekan Karl Jung, feierlich eröffnet. Die Umbauphase ging über mehrere Jahre. Beim Umbau beteiligten sich Gremien beider Konfessionen gleichberechtigt, auch die Kosten von 1,6 Millionen Euro wurden geteilt.

"Die Gestaltung des Altars weist den Weg zu einem zukünftigen integrierten Gottesdienstkonzept: Miteinander statt nebeneinander", erklärten die Dekane. Die gemeinsame Innengestaltung der St.Pius-Kirche habe ein deutschlandweites Echo gefunden. Die Ökumenekirche gilt als bundesweit einzigartig.

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Dass es aber noch Hürden auf dem Weg zur Einheit der Christen gibt, zeigen raue und glatte Strukturen des Altars, der sowohl sandstein- als auch granitfarbig ist und dessen Übergänge nicht immer geradlinig verlaufen.
Neben der katholischen Orgel soll auch die kleinere evangelische Orgel im Kirchenraum eingebaut werden. Im Glockenstuhl ergänzen zwei evangelische und zwei neu gegossene ökumenische Glocken die bisherige einzelne katholische Glocke.

Auf dem Ambo werde die Bibel, wie bei evangelischen Gottesdiensten üblich, auch bei katholischen Messen offen ausgelegt sein, so Hartmann. Auch die Belange des Ostkirchlichen Zentrums Kyrill und Method, das dort die katholische Liturgie nach byzantinischen Ritus feiern wird, seien berücksichtigt worden. So wurde für die Gläubigen eigenes eine Marien-Ikone geschrieben, die ebenfalls einen festen Platz im Kirchenraum bekommt.

Der Kirchenumbau sei ein weiterer Schritt in der Ökumene und der Einheit der Kirchen, sagte Jung. Dies könne auch ein Modell für die Zukunft sein, vielleicht auch über die badische Landeskirche und Erzdiözese Freiburg hinaus. Zu jedem der Gottesdienste, die abwechselnd von beiden Gemeinde liturgisch verantwortet werden, sei "selbstverständlich die andere Konfession eingeladen".