Dabei müsse deutlich werden, dass der verabscheuungswürdige Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel durch nichts zu rechtfertigen sei. Doppelte Solidarität bedeute jedoch nicht nur das unglaubliche Leid der angegriffenen Israelis zu sehen, sondern gleichzeitig auch die schwierige humanitäre Lage der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen. Seit dem ersten Tag des Krieges gebe es eine extreme Polarisierung in der Gesellschaft und oft eine mangelnde Differenzierung bei der Analyse des Nahost-Konfliktes, wie sie auch selbst nach eigenen Stellungnahmen erfahren habe.
Springhart äußerte sich auch zu pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland. Diese empfinde sie als zynisch, besonders wenn Israel dabei das Existenzrecht abgesprochen werde. Sie könne dabei die "Ängste und die Sensibilität der jüdischen Geschwister" nachvollziehen, die hierin eine Schuldumkehr sähen. Außerdem könne man nicht die Einhaltung des Völkerrechts von Israel im Gaza-Streifen fordern, ohne zugleich auch den Hamas-Terror zu verurteilen. Andererseits verstehe sie auch die Solidarisierung mit der Zivilbevölkerung in Gaza und ihrer schwierigen humanitären Lage.
Die Kirchen setzten sich für alle Opfer von Gewalt ein, egal ob in Gaza oder Israel, betonte die Landesbischöfin. Aufgabe der Christinnen und Christen in Deutschland sei es, sehr wachsam zu sein gegenüber jeder Form der Entgleisung von Sprache und Ton. "Wir müssen uns äußern, wenn antisemitische Sätze fallen, aber genauso den Blick für die palästinensische Zivilbevölkerung und die Christen im Nahen Osten wachhalten", sagte die Landesbischöfin.
Aufgabe der evangelischen Kirche sei es, mit allen im Gespräch zu bleiben, die an einem Miteinander im Frieden arbeiten. Durch den Krieg würden die Friedensbemühungen noch weiter zurückgeworfen. "Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann Frieden geben wird", erklärte die evangelische Theologin.