Kardinal Marx zu Missbrauchsaufarbeitung in Katholischer Kirche
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Die Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch in der Katholischen Kirche ist nach den Worten von Kardinal Reinhard Marx noch nicht am Ende (Archivfoto).
Prälat Wolf entpflichtet
"Kein Schlusspunkt bei Missbrauchsaufarbeitung"
Die bayerischen Bischöfe haben bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung weitere Konsequenzen aus dem Missbrauchsgutachten gezogen: Der Leiter des Katholischen Büros wurde entpflichtet. Außerdem setzen sie den Fokus auf den Dialog mit den Betroffenen.

Rund zwei Monate nach Vorstellung des aufsehenerregenden Münchner Missbrauchsgutachtens steht für den Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx fest: "Es gibt keinen Schlusspunkt in dieser Sache." Bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung hätten sich die katholischen bayerischen Bischöfe über den Stand der Aufarbeitung und die Ergebnisse des Gutachtens intensiv ausgetauscht, sagte Marx als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz am Donnerstag in Regensburg. Für Brisanz bei dem Treffen sorgte zudem die Personalie Lorenz Wolf.

Die sprunghaft angestiegenen Kirchenaustrittszahlen bereiteten den Bischöfen "große Sorgen", sagte Marx. Rezept dagegen kann nach Überzeugung des Kardinals nur eine Erneuerung der Kirche sein. Die Ausgetretenen seien keine Nicht-Christen, betonte Marx: "Wir brauchen auch die Zweifelnden, die Suchenden, die Kritischen, die ihre Unzufriedenheit äußern in der Kirche." Die Missbrauchsfälle seien belastend, deshalb müsse die katholische Kirche "transparenter, klarer, selbstkritischer werden", so Marx. Der Sinn des Synodalen Weges sei es auch, dies alles öffentlich zu machen.

Der vom Münchner Missbrauchsgutachten schwer belastete Prälat Wolf ist nun offiziell nicht mehr Leiter des Katholischen Büros Bayern. Die bayerischen Bischöfe seien dessen Bitte nachgekommen und hätten ihn mit sofortiger Wirkung entpflichtet, hieß es.

Als Leiter des Katholischen Büros Bayern war Wolf 13 Jahre Ansprechpartner für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Juristin Bettina Nickel, die bereits seit 2005 Stellvertretende Leiterin ist, soll das Büro kommissarisch führen. Die Stelle soll ausgeschrieben werden, anders als früher muss der Stelleninhaber kein Priester mehr sein.

Auch Wolfs Zeit im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks, dessen Vorsitzender er ist, endet - allerdings turnusgemäß. Mit Beginn der neuen Amtsperiode im Mai entsendet die Freisinger Bischofskonferenz laut Beschluss vom Donnerstag den Münchner Pater Alfons Friedrich in das Gremium. Er soll Wolfs Platz als Mitglied im BR-Rundfunkrat einnehmen. Am 12. Mai soll laut BR-Angaben der neue Vorsitz gewählt werden. Anfang Februar hatte Wolf im BR-Rundfunkrat "aus tiefstem Herzen" um Verzeihung gebeten. Er schäme sich dafür, Schuld auf sich geladen zu haben.

 

Der 66-jährige Wolf war nach Erscheinen des Münchner Missbrauchsgutachtens im Januar schwer in die Kritik geraten. Die unabhängigen Gutachter der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatten Fälle sexuellen Missbrauchs in den Jahren 1945 bis 2019 im Erzbistum München und Freising untersucht. Das Gutachten lieferte Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sowie 235 Täter, davon 173 Priester. Wolf wurde vorgeworfen, in mehreren Fällen wesentlich dazu beigetragen zu haben, Missbrauchsdelikte zu vertuschen und zu verharmlosen. Wolf fühlte sich zu Unrecht kritisiert.

Einen möglichen Paradigmenwechsel kündigte der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz bezüglich des Umgangs mit queeren Menschen in der Kirche an. "Für mich ist klar, dass die sexuelle Orientierung oder eine zweite Ehe keinen Grund für eine Entlassung darstellen", sagte Marx. Er hoffe, dass sich diese Überzeugung im kirchlichen Prozess "Synodaler Weg" durchsetze, erläuterte der Münchner Erzbischof. Eine zweite Ehe für Geschiedene oder eine Ehe für queere Menschen werde es aus theologischen Gründen aber nicht geben - einen kirchlichen Segen dagegen schon.