Städtische Gebiete würden beschossen, ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt, erklärte die Kinderrechtsorganisation am Montag in Berlin. Mindestens 518 Schulen und andere Bildungseinrichtungen seien nach Angaben des ukrainischen Bildungsministeriums bisher bombardiert und 72 davon zerstört worden. Auch mehr als 40 Krankenhäuser seien bereits beschossen worden.
"Schulen sollten für Kinder sichere Zufluchtsorte sein - keine Orte der Angst und des Todes", betonte Pete Walsh, Landesdirektor von "Save the Children" in der Ukraine. "Die Straßen des Landes werden zum Schlachtfeld, obwohl die Regeln des Krieges eindeutig sind: Kinder dürfen nicht zu Angriffszielen werden, ebenso wenig wie Schulen oder Krankenhäuser."
Bisher sei etwa jedes fünfte ukrainische Kind geflohen, mehr als 1,5 Millionen Jungen und Mädchen, erklärte die Hilfsorganisation weiter. Fast sechs Millionen aber seien noch im Land, viele von ihnen vermutlich in Gebäuden unter Beschuss.
Mindestens 115 Kinder seien nach ukrainischen Angaben bereits Opfer der Gewalt geworden, vielen weiteren werde durch die Bombardierung ihrer Zufluchtsorte der Zugang zu sauberem Wasser, Essen und medizinischer Versorgung abgeschnitten und eine Flucht unmöglich gemacht.
Care: Wasserversorgung in Ostukraine gestört
Viele Menschen in der Ostukraine sind nach Angaben der internationalen Hilfsorganisation Care durch den Krieg gänzlich von der Wasserversorgung abgeschnitten. Sie seien dehydriert und gezwungen, Regenwasser aufzufangen sowie Schnee zu schmelzen, teilte Care Deutschland am Montag in Bonn mit. Durch die Kämpfe seien viele Wasserleitungen beschädigt, eine Reparatur sei durch den ständigen Beschuss unmöglich.
Es gebe zwar in vielen Teilen des Landes Brunnen mit Wasser, doch kaum Möglichkeiten dieses zu lagern, erklärte Care. Deshalb werden den Angaben zufolge Container bereitgestellt, um Wasser aus unterirdischen Brunnen und Reservoirs zu speichern. An Orten, an denen es keine lokalen Wasserquellen gibt, würden Trinkflaschen verteilt oder Wassertankwagen organisiert.
Ministerin Spiegel will Kinder-Unterbringung koordinieren
Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) will nach eigenen Angaben die Unterbringung ukrainischer Waisenkinder in Deutschland koordinieren. Eine Sprecherin teilte am Montag in Berlin mit, dass eine zentrale Anlaufstelle nun schnellstmöglich eingerichtet und ihre Arbeit aufnehmen werde. In dieser Woche liefen die abschließenden Gespräche mit den Bundesländern und weiteren Kooperationspartnern. Genauere Angaben etwa zur Erreichbarkeit der geplanten Anlaufstelle gab es zunächst nicht.
Spiegel erklärte, ihr Haus stehe in engem Kontakt mit der ukrainischen Sozialministerin und habe ihr Unterstützung zugesagt. "Mir ist sehr wichtig, dass diese Kinder und Jugendlichen, die so viel Leid und Tod erlebt haben, als Gruppe zusammenbleiben können und auch nicht von ihren vertrauten Erzieherinnen getrennt werden", erklärte sie angesichts der Flucht vor den Kämpfen im Kriegsgebiet.
Die geplante Koordinierungsstelle des Bundesfamilienministeriums soll im Kontakt mit Ländern und Kommunen stehen, die Aufnahmekapazitäten kontinuierlich abfragen und sich so einen stets aktuellen Überblick über die Unterbringungsmöglichkeiten verschaffen. Darüber hinaus berate und informiere die Stelle alle Behörden, Träger, Initiativen und Privatpersonen, die helfen wollen. Auch besondere Bedarfe wie Behinderungen oder schwere Erkrankungen der Kinder und Jugendlichen würden berücksichtigt.