Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat laut UN bislang rund zehn Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Dabei handelt es sowohl um Binnenvertriebene als auch um Menschen, die die Ukraine verlassen haben, wie der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, per Twitter mitteilte.
Er betonte, dass diejenigen, die Kriege beginnen, für das Leiden der Zivilisten die Verantwortung trügen. In Deutschland sind mittlerweile deutlich mehr als 200.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge angekommen.
Das Bundesinnenministerium gab die Zahl der von der Bundespolizei registrierten Flüchtlinge am 20.3. mit 218.301 an. Die tatsächliche Zahl kann höher sein, weil es an der deutsch-polnischen Grenze keine regulären Kontrollen gibt.
Im früheren Berliner Flughafen Tegel nahm ein Ankunftszentrum für Menschen aus der Ukraine seinen Betrieb auf. Dort können laut Senatsverwaltung täglich bis zu 10.000 Vertriebene versorgt, registriert und weitergeleitet werden. Berlin ist derzeit einer der Hauptankunftsorte für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Der nordrhein-westfälische Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) fordert von der EU Unterstützung bei der Aufnahme von Flüchtlingen. "Wir brauchen internationale Solidarität in der Verteilung", sagte Stamp dem WDR. "Alleine wird es Polen und dann auch Deutschland in der Folge nicht lange schaffen." Der Minister drang auf eine "Luftbrücke", um die großen Mengen an Menschen, die in Polen ankommen, zu evakuieren.
Derweil kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mehr Polizeipräsenz an Bahnhöfen an, um Ukrainerinnen vor Sexualstraftätern und Menschenhändlern zu schützen. "Jeder, der es versucht, die Not der Geflüchteten auszunutzen, sollte wissen: Auf solche Taten reagieren wir mit aller Härte des Gesetzes", sagte sie der "Bild am Sonntag". Niemand dürfe das Leid der Flüchtlinge missbrauchen. Die Bundespolizei erteilte laut "Bild am Sonntag" bereits mehrere Platzverweise, unter den verdächtigen Männern waren demnach auch vorbestrafte Sexualtäter.
Brandenburgs Integrationsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) verurteilte die Diskriminierung von Kriegsflüchtlingen, die nicht ukrainische Staatsbürger sind. Aus der Ukraine kämen auch Menschen aus anderen Staaten, die dort gearbeitet, studiert oder aus anderen Gründen gelebt haben, erklärte Nonnemacher in Potsdam. "Viele von ihnen berichten, dass sie auf ihrem Weg nach Deutschland diskriminierende Erfahrungen machen und auch hier Diskriminierungen erleben", sagte sie. Es dürfe keine "Flüchtlinge erster und zweiter Klasse" geben, betonte Nonnemacher.
Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer geht davon aus, dass viele Flüchtlinge aus der Ukraine schnell in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden. "Aus der Ukraine kommen Menschen, die was draufhaben", sagte Wollseifer dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (19.3.): "Und die können wir gut gebrauchen." Nach den bisherigen Erfahrungen mit bereits in Deutschland tätigen Ukrainern sei das Ausbildungsniveau sehr gut, erläuterte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.