Bernhard Pörksen
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Im Westen habe Putin mit seinem Vorgehen "eine Besinnung auf die universalen Werte der Aufklärung und der Menschenrechte" ausgelöst, sagte der Professor Bernhard Pörksen.
Medienforscher Pörksen
"Kommunikativ hat Putin den Krieg verloren"
Nach Ansicht des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen hat der russische Präsident Wladimir Putin den Ukraine-Krieg kommunikativ verloren. Im Westen habe Putin mit seinem Vorgehen "eine Besinnung auf die universalen Werte der Aufklärung und der Menschenrechte" ausgelöst, sagte der Professor der Universität Tübingen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Donnerstag.

 "Das Blutbild des gescheiterten, verlogenen, unberechenbaren Diktators wird an ihm kleben bleiben", sagte Pörksen. Seine hohen Zustimmungswerte in Russland sichere sich Putin durch eine "sektiererisch-totalitäre Kommunikation". Ziel sei "die Auslöschung von Individualität, die Formung eines Kollektivs, das gehorcht, anbetet und glaubt".

Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei es hingegen gelungen, mit seinen Videos und Botschaften über Zeit- und Raumgrenzen hinweg "einen Schwarm, ein Konnektiv" zu erschaffen, das durch das Teilen von Informationen entstehe, sagte der Wissenschaftler und Autor. "Im Netz gilt also: Diktator gegen Schwarm."

Allerdings zeigt die Kriegsrealität laut Pörksen auch eine kommunikative Ohnmacht. "Letztlich siegt die militärische über die mediale Macht", sagte er. "Niemand sollte deshalb - wie in der Digital-Euphorie längst vergangener Jahrzehnte - über die demokratisierende Kraft digitaler Technologie und die berauschende Intelligenz der Schwärme jubeln."