Der Überfall Russlands auf die Ukraine droht laut den Vereinten Nationen große Fluchtbewegungen auszulösen. Bis zu vier Millionen Menschen könnten vor der Gewalt aus dem Land flüchten, warnte die Sprecherin des Hilfswerks UNHCR, Shabia Mantoo, am Freitag in Genf.
Die Behörden Moldaus hätten die Ankunft von 4.000 geflohenen Menschen aus der Ukraine bestätigt. Auch Polen, Rumänien und die Slowakei hätten geflohene Menschen aufgenommen. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR unterstütze mit den Behörden der Ukraine die flüchtenden Menschen. Die US-amerikanische Botschafterin bei den UN, Linda Thomas-Greenfield, rechnet mit einer möglichen Gesamtzahl von bis zu fünf Millionen Menschen, die vor der Gewalt in der Ukraine flüchten werden.
Die russischen Streitkräfte waren am Donnerstag in die Ukraine einmarschiert. Bis zu Beginn des Freitags sind nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte mindestens 127 Zivilisten durch Granatbeschuss oder Luftschläge verletzt oder getötet worden. Den Angaben nach starben 25 von ihnen, während 102 Verletzungen erlitten.
Der Repräsentant der Weltgesundheitsorganisation in der Ukraine, Jarno Habicht, betonte, er sei tief besorgt über die humanitäre Lage der Menschen in dem Land. Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen der Bevölkerung seien durch die Feindseligkeiten in großer Gefahr. Die Bestände an Medikamenten in dem osteuropäischen Land gehen den Angaben nach zur Neige.
Die Gewalt werde auch die Impfkampagnen gegen Covid-19 behindern. In der Ukraine seien weniger als die Hälfte der Menschen gegen die Krankheit vakziniert. Das Kinderhilfswerk Unicef warnte vor den Folgen des Krieges für die 7,5 Millionen Kinder in der Ukraine. Sie litten unter Angst und Furcht, müssten vor der Gewalt fliehen und könnten in dem Chaos von ihren Eltern getrennt werden.
Die deutschen Städte stellen sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine ein. "Wir erwarten in den nächsten Wochen, dass der russische Einmarsch viele Menschen in den betroffenen Regionen zur Flucht zwingen wird", sagte der Präsident des Deutschen Städtetages, Markus Lewe, am Donnerstag. Die Städte seien bereit und darauf eingestellt, den betroffenen Menschen Unterkunft und Schutz zu gewähren, ergänzte der Oberbürgermeister von Münster.
Für die Flüchtlingsaufnahme müssten sich Bund und Länder eng mit den Kommunen abstimmen, forderte Lewe. Die Städte erwarteten, rechtzeitig über die aktuelle Lage informiert zu werden, sagte der Präsident des kommunalen Spitzenverbands.