"Wir rufen alle Christinnen und Christen weltweit zum Gebet für die Menschen in der Ukraine und in Russland auf", schrieb Bosse-Huber laut Mitteilung der EKD in einem Brief an den Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland, Dietrich Brauer, und den Bischof der deutschen evangelisch-lutherischen Kirche in der Ukraine, Pavlo Shvarts.
In dem Brief heißt es weiter: "Wir bitten, wie es im sonntäglichen Gottesdienst der östlichen Kirchen heißt, um den Frieden der ganzen Welt und die Erlösung von aller Bedrängnis, Zorn und Gefahr."
Durch ökumenische Netzwerke und ihre russlanddeutsche Prägung seien die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland und die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine der EKD in besonderer Weise verbunden, hieß es.
In der Krise solidarisieren sich die Reformierten Kirchen mit ihren Schwesterkirchen in der Ukraine und planen im März eine Reise in den Westen des Landes. Dort wollen sie Friedensgebete halten und Gespräche führen, sagt der Geschäftsführer der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, Hanns Lessing, dem Evangelischen Pressedienst. Der Leiter des Diakonischen Zentrums der Reformierten Kirche in Transkarpatien, Bela Nagy (67), bat um Gebete und finanzielle Unterstützung. Der Kollaps der ukrainischen Wirtschaft mit explodierenden Preisen bedrohe die immer wichtigere Sozialarbeit der Diakonie.
Extrem steigende Preise
Die Vertreter der reformierten Kirchen in der Ukraine seien relativ gelassen, sagte Lessing. "Sie erwarten keinen offenen Krieg, befürchten aber, dass die Destabilisierung der Ukraine durch Russland etwa mit Cyber-Attacken weiter geht." Weltweit rückten diese Kirchen näher zusammen, erläuterte Lessing. Auch die zu dieser Kirchenfamilie gehörende Presbytarian Church in den USA schalte sich in die Solidaritätsbekundungen ein.
Bela Nagy zufolge belasten die Menschen im Westen der Ukraine vor allem die extrem steigenden Preise insbesondere für Lebensmittel und Energie. Ein möglicher Krieg werde dagegen gerade bei der ungarisch-ukrainischen Minderheit weniger als Bedrohung angesehen. "Der Konflikt ist mehr als 1000 Kilometer von uns entfernt", sagte er dem Evangelischen Pressedienst. Zudem sei die Situation im Osten der Ukraine "sehr komplex" und nicht einfach zu bewerten. Dort lebten viele russischstämmige Menschen.
Friedensgebete vor Ort geplant
Nagy begrüßte die Zurückhaltung der deutschen Bundesregierung zu Waffenlieferungen: "Wir brauchen hier nicht noch mehr Waffen." Auch einen möglichen Beitritt seines Landes zur Nato sehe er kritisch. Die Ukraine sei "noch nicht reif genug", um dem Militärbündnis beizutreten.
Mit Friedensgebeten wollen Vertreterinnen und Vertreter der Reformierten Kirchen Anfang März in Lemberg (Lwiw) und Kiew Zeichen der Verbundenheit setzen, insbesondere im Grenzgebiet zu Ungarn, wo historische Wurzeln der Reformierten liegen, sagte Lessing. Er gehe davon aus, dass die Delegation im März zumindest in die Westukraine reisen kann.