epd: Sie sind seit 2013 evangelischer Beauftragter für Notfallseelsorge in Südbayern, jetzt kommt ganz Bayern dazu. Außerdem sind Sie nicht nur als Feuerwehrseelsorger in ihrem Landkreis tätig, sondern auch selber aktiver Feuerwehrmann. Sie sind also bei Einsätzen für Leib und Seele dabei...
Dirk Wollenweber: Wenn ich schon Feuerwehrleute seelsorglich begleite, dann muss ich auch wissen, wie sie arbeiten. Es ist erfüllende Arbeit. Denn bei den meisten Einsätzen können wir Menschen helfen und manchmal bekommen wir sogar ein "Dankeschön". Da gehen die Feuerwehrleute mit einem guten Gefühl wieder nach Hause.
Manchmal kann es aber passieren, dass es für Feuerwehrleute belastende Einsätze gibt. Zum Beispiel, wenn Menschen im Auto verbrennen oder bei getöteten Kindern. Solche Situationen kommen aber zum Glück nur sehr selten vor. Aber wenn, dann sind wir von der Feuerwehrseelsorge gefragt und begleiten unsere Kameraden.
Wenn Sie als Notfallseelsorger unterwegs sind und Menschen begleiten, um was geht es bei den meisten Ihrer Einsätze?
Wollenweber: Die allermeisten Einsätze, zu denen ich als Notfallseelsorger gerufen werde, finden im häuslichen Bereich statt. Meistens geht es darum, Menschen zu betreuen, deren Partner gestorben sind. Nicht selten wachen Menschen neben ihren toten Partnern auf. Wenn dann der alarmierte Rettungsdienst merkt, dass die Angehörigen nicht allein klarkommen, wird die Notfallseelsorge gerufen. Wir sind dann da, haben Zeit, hören zu oder schweigen. Jeder Mensch ist da anders. Ebenso helfen wir den Menschen, nach Perspektiven für die nächsten Stunden und Tage zu suchen. Es geht letztendlich darum, dass wir diesen Menschen dabei begleiten, die ersten Schritte in einem sich plötzlich völlig veränderten Leben zu gehen.
"Wir sind da, haben Zeit, hören zu oder schweigen."
Haben Sie auch schon mal einen Seelsorger nach einem Einsatz gebraucht?
Wollenweber: Für mich ist es ganz wichtig, professionelle Distanz zum Geschehen zu halten - bei meinen Einsätzen als Feuerwehrmann und bei meinen Einsätzen als Notfallseelsorger. Manchmal tut es mir gut nach schweren Einsätzen, das Ganze an Gott abzugeben: Gott, ich habe meinen Teil getan, jetzt bist du an der Reihe. Einmal habe ich nach einem langen Nachteinsatz die Distanz nicht geschafft. Da habe ich am nächsten Morgen mit einem Seelsorger gesprochen. Das war für mich total entlastend.