Das schreibt der frühere Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen in einem Gastbeitrag für die in Weimar erscheinende Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (Ausgabe vom 9. Januar). Das Reformationsgedenken hätte da erst losgehen müssen oder sei "das Pulver schon verschossen oder feucht geworden", so Haspel.
2022 biete die Gelegenheit, sich mit den großen Themen der protestantischen Glaubenslehre auseinanderzusetzen: "Denn jetzt reihen sich die 500. Jubiläen zentraler reformatorischer Ereignisse aneinander, die nicht nur zum Gedenken einladen, sondern theologische und ethische Auseinandersetzung verdient hätten", so der Professor für Systematische Theologie. Er beklagte das Fehlen eines Konzeptes, wie die "echte" Reformationsdekade, die von diesem Jahr bis zur 500-Jahr-Feier des Augsburger Bekenntnisses von 1530 reiche, gestaltet werden könne.
Die Reformationsdekade von 2008 bis 2017 sei in einer beispiellosen Kooperation von Staat, Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen aufwändig inszeniert worden. Doch jetzt fehle es scheinbar an Ideen, Finanzen und der Bereitschaft, eine weitere inhaltliche Reformationsdekade umzusetzen. "Aber lohnen würde es sich allemal", versicherte der Theologe etwa mit Blick auf die Bibelübersetzung Martin Luthers (1483-1546) auf der Wartburg und ihrem ersten Erscheinen in Buchform als "Septembertestament" vor einem halben Jahrtausend.