Der Erlanger Theologieprofessor Anselm Schubert zieht eine ernüchternde Bilanz der zurückliegenden Lutherdekade zum 500. Reformationsjubiläum. Es sei ein "strategischer Fehler" gewesen, die Veranstaltungen und Feiern auf zehn Jahre zu verteilen, sagte Schubert in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Man wollte einen Aufbruch feiern, aber ein Aufbruch dauert nicht zehn Jahre", sagte der Professor für Neuere Kirchengeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.
Die Feierlichkeiten in den vergangenen Jahren seien "ein von Kirche und Politik gewollter Hype" gewesen, erklärte der evangelische Theologe. Man müsse die finale Auswertung der Dekade noch abwarten, aber seiner Ansicht nach gingen die theologischen Forschungserträge "gegen Null". Dagegen sei aus dem Reformationsjubiläum im Jahr 1983 zum 500. Geburtstag Martin Luthers ein Ausstellungskatalog hervorgegangen, der heute als Standardwerk in der Lutherforschung gelte.
Die Lutherdekade wurde im September 2008 in Wittenberg gestartet und sollte auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vorbereiten, in dem sich der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche in Wittenberg zum 500. Mal jährte. Die Lutherdekade rückte zentrale Einsichten des Reformators in den Mittelpunkt, die in zahlreichen Veranstaltungsformaten aufgegriffen wurden.