Schon auf dem Parkplatz wird schnell klar: Dieser Imbiss ist anders. „Verdens evangelistische Pommesbude“ wirbt eine Fahne mit schwarzer Schrift auf goldgelbem Grund. Und auch: „Begegne Jesus - Er sättigt Dich.“ An der Theke empfangen den Gast dann Bibelsprüche wie „Gott der Herr ist meine Stärke; auf ihn hofft mein Herz“. Am Ende der kurz gefassten Speisekarte heißt es: „Gesegnete Mahlzeit.“
Wenn dann Kerstin und Michael Zielke ihre Fritteuse anheizen, verströmt der Imbisswagen im Gewerbegebiet am westlichen Rand der niedersächsischen Kreisstadt Verden einen himmlischen Duft. So mag es zumindest denen vorkommen, die hungrig sind und Pommes und Currywurst mögen. Und das sind an diesem Tag eine ganze Menge.
Vor der Theke hat sich schon kurz nach der Öffnung eine ansehnliche Schlange aufgebaut. „Hier gibt es die besten Pommes und Currywürste weit und breit“, schwärmt Yvonne Jaschek, die seit Jahren Stammkundin bei den Zielkes ist und ihre Bestellung aufgibt: „Eine Rutsche bitte.“
Auch Bibelkärtchen zum Mitnehmen
Wer auf sein Essen wartet, bekommt die gute Botschaft des Evangeliums gleich kostenlos dazu. Rund um seine Pommesbude hat Michael Zielke so etwas wie eine christliche Erlebnislandschaft eingerichtet: mit Vitrinen, in denen biblische Geschichten inszeniert sind, riesigen Bannern, Leuchtreklame und Aufstellern mit Bibelkärtchen, die jeder mitnehmen kann.
„In erster Linie ist das natürlich ein Imbiss“, sagt Zielke. „Wenn hier zehn Leute stehen, ist keine Zeit über Jesus zu sprechen.“ Aber immer wieder gebe es Situationen, in denen Kundinnen und Kunden von sich aus mit ihm ins Gespräch kämen, das habe gerade in den vergangenen Monaten radikal zugenommen: „Dann erzählen sie beispielsweise von einem Unfall und fragen sich, ob es Schutzengel gibt.“ Oft sei es auch einfach nur wichtig, den Leuten zuzuhören.
Seit mittlerweile 15 Jahren hat es sich Zielke zur Aufgabe gemacht, nicht nur frische Pommes und Currywürste über die Theke zu reichen, sondern auch, die Menschen für Gott zu begeistern. Mit seiner Überzeugung, dass Gottes Liebe nicht zuletzt durch den Magen geht, hat er sich längst in der ganzen Region als „Pommes-Jesus“ einen Namen gemacht.
Was er tut, macht er unabhängig von den Kirchen. Ihm sei das Evangelium am wichtigsten, sagt der 55-Jährige. Die Antwort auf die Frage, ob es hier am Stand in erster Linie um die Wurst oder um Gott gehe, ist klar: „Es geht um Jesus, immer. Und die Wurst ist ein missionarisches Werkzeug.“
Bekehrung nach dem 40. Geburtstag
Das war nicht immer so. 2004 stellte Zielke seinen Imbisswagen auf dem Parkplatz einer Videothek auf. Das Geschäft florierte, mit dem Glauben hatte er damals aber nichts am Hut. Zwei Jahre später habe ihn kurz nach seinem 40. Geburtstag das Grübeln über den Sinn des Lebens überkommen. „Dann kam der 1. März 2006“, erinnert sich Zielke. „In diesem Grübeln war plötzlich der Herr da und sprach zu mir: Der Sinn des Lebens bin ich, der Schöpfer, der Dich geschaffen hat.“
Das sei zunächst ein Riesenschreck gewesen. „Ich dachte: Du hörst Stimmen und bildest dir Geschichten ein, vielleicht hast du einen Tumor im Hirn und wirst verrückt.“ Mit der Zeit sei ihm dann klar geworden, dass er bekehrt worden sei. „Und dann wollte ich die gute Botschaft auch weitergeben.“
Doch das kam bei seiner Kundschaft nicht immer an, zumal Zielke, so erzählt er es selbst, die Leute voller Euphorie „totgequatscht“ habe: „Ich wusste nicht, wie weit ich gehen konnte.“ Aber das Vertrauen zu Gott habe ihm aus der Krise geholfen, seine Frau Kerstin (58) und er hätten entschieden, mit der evangelistischen Pommesbude weiterzumachen.
„Einige Kunden blieben weg, dafür kamen viele andere“, bilanziert Zielke. Mittlerweile laufe es sehr gut. Er glaubt: „Die Gäste kommen, weil Gott sie hierher zieht. Es ist der Segen Gottes, der im Essen mitschwingt.“
Er sieht sich nicht als „Ritter Gottes“, wie Zielke es formuliert, sondern „einfach als ein Zeuge“. Das richtige Maß, Zeugnis von seinem Glauben abzulegen, hat er nun offenbar auch gefunden: „Ich komme immer wieder gerne her“, sagt Stammkundin Yvonne Jaschek und betont: „Hier bedrängt mich keiner.“