In der SPD hat Becher einen rasanten Aufstieg hingelegt. Der Theologe ist ein Seiteneinsteiger, dem die übliche jahrelange Ochsentour durch die Kommunalpolitik erspart blieb. Erst 2017 wurde er SPD-Mitglied, dann gleich Direktkandidat für die Landtagswahl 2018 - offenbar, so deuteten es die Lokalzeitungen damals an, war er ein Wunschkandidat des ehemaligen SPD-Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel.
Becher gewann bei den Landtagswahlen 2018 prompt das Direktmandat in seinem Wahlkreis und zog in den Landtag ein. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) bezeichnete er es damals als mutige Entscheidung der SPD, „sich einen Kirchenmann zu holen“. Er sei im Wahlkampf von Haustür zu Haustür gegangen. Diesen Politikstil wolle er weiter führen: „ansprechbar und präsent sein“. Als Abgeordneter wurde er Mitglied im Sozial- und Integrationspolitischen Ausschuss.
Der 58-Jährige stammt aus dem Kreis Offenbach, studierte evangelische Theologie in Frankfurt und Hamburg und verbrachte ein Jahr beim Lutherischen Weltbund in New York. Seine erste Pfarrstelle trat er in der Gießener Nordstadt an, einem sozialen Brennpunkt. 2002 wurde er zum Dekan des Evangelischen Dekanats Gießen gewählt. 2009 kandidierte er bei der Wahl zum Propst für Oberhessen und unterlag knapp: Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wählte stattdessen Matthias Schmidt, der heute noch im Amt ist.
Seit 30 Jahren lebt Becher in Gießen und ist seit langem mit der evangelischen Studierendenpfarrerin Jutta Becher verheiratet, mit der er drei mittlerweile erwachsene Kinder hat. Auf seiner Wahlkampf-Website führt er seine „persönlichen Orte“ in Gießen auf, darunter die evangelische Petruskirche als seine „kirchliche Wahlheimat“ - und die zur Kirche gehörende Jugendwerkstatt, die benachteiligte junge Menschen qualifiziert. Dort ist Becher Aufsichtsratsvorsitzender.