Typisches traditionelles Haus aus Papua-Neuguinea
© epd-bild / Daniel Staffen-Quand
Ein traditionelles Haus aus Papua-Neuguinea lagert im Fundus des Centrums "Mission EineWelt" in Neuendettelsau. Der Verein "Kultur Neuguinea" will einen Teil der mehr als 2000 Exponate aus 125 Jahren Missionsgeschichte nun ausstellen.
Wie "Mission EineWelt" mit Kulturgütern aus Papua-Neuguinea umgeht
Auch Missionare brachten Kunst- und Kultgegenstände aus "fremden Ländern" mit nach Hause. Aus heutiger Sicht ist das problematisch. Wie geht das Partnerschaftszentrum "Mission EineWelt" in Neuendettelsau damit um?
24.06.2021
epd
Daniel Staffen-Quandt

Die Rückgabe sogenannter kolonialer Kulturgüter ist ein schwieriges Thema: Auch beim Partnerschaftszentrum der bayerischen Landeskirche "Mission EineWelt" gibt es solche Kulturgüter - beispielsweise aus Papua-Neuguinea. Rund 2000 Exponate lagern dort: Äxte, Masken, Pfeile, Baströcke, Instrumente oder auch Schmuck. Seit mehr als 25 Jahren wollen Landeskirche und "Mission EineWelt" diese zurückgeben - doch die lutherische Partnerkirche in Papua Neuguinea will sie bis heute nicht zurückhaben. Das hat mehrere Gründe - vor allem aber einen: Offenbar gibt es keine geeigneten Lagermöglichkeiten.

Vereinsvorsitzender Gernot Fugmann (rechts) und Vize Philipp Hauenstein zeigten 2012 im Keller des Centrums "Mission EineWelt" in Neuendettelsau einige der Exponate.

Vor kurzem hat die Autorin und Journalistin Katharina Döbler einen teils fiktiven, teils historischen Roman veröffentlicht. "Dein Reich komme" heißt das familienbiografische Werk - alle vier Großeltern Döblers waren in Papua-Neuguinea als Neuendettelsauer Missionare im Einsatz. Der Roman hat dafür gesorgt, dass nicht nur in dem kleinen mittelfränkischen Ort wieder einmal über die Missionsgeschichte diskutiert wird, sondern auch darüber hinaus: Welches Menschenbild haben die Missionare im Kaiser-Wilhelms-Land vertreten? Welche Rolle spielten die Missionare während der NS-Zeit? Und: Was passierte mit den Kulturgütern?

Kritische Aufarbeitung

In verschiedenen Medienberichten der vergangenen Wochen ist der Eindruck entstanden: Die Missionare von einst haben sich im Ausland bereichert, von ihrem eventuell fragwürdigen Menschenbild den Einheimischen gegenüber mal ganz abgesehen. "Aus heutiger Sicht ist da sicherlich etwas dran", sagt ein Missionsexperte, der sich mit dem Thema auskennt, aber lieber nicht namentlich zitiert werden will: "Im historischen Kontext ist es aber auch so: Den Kolonialisten waren die Missionare mit ihrem christlichen Menschenbild ein Dorn im Auge." Denn auch die Einwohner Papua Neuguineas waren demnach Ebenbilder Gottes, betont er.

Die 1867 errichtete "Missions-Anstalt für Nord-Amerika" in Neuendettelsau auf dem heutigen Gelände von "Mission EineWelt".

Gründer der sogenannten Neuendettelsauer Mission im westlichen Papua-Neuguinea war im Jahr 1886 der Oberpfälzer Johann Flierl. Bei "Mission EineWelt" arbeitet man schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert die eigene Geschichte kritisch auf. Entstanden ist das Partnerschaftswerk im Jahr 2007 aus der Fusion des Missionswerks Bayern, des Kirchlichen Entwicklungsdienstes und der Stelle des Lateinamerikabeauftragten. Schon Anfang der 1980er Jahre hatte das Missionswerk beschlossen, die Kulturgüter zurückzugeben - doch die Partnerkirche sieht sich bis heute außerstande, die wertvollen Gegenstände zu übernehmen.

Rückgabe und Rückzieher

Die Pläne für diese Rückgabe waren 1986 schon weit gediehen. Die Lutheraner aus Papua wollten auf ihrem Gelände in Lae ein Museum bauen, am 19. Mai wurde dem damaligen bayerischen Landesbischof Johannes Hanselmann während des Bayerischen Kirchentags auf dem Hesselberg im Beisein einer Delegation aus Papua symbolisch ein "Tanz-Schild" übergeben. Der Schild wurde noch im selben Jahr in Papua während der dort tagenden Synode zur Feier der Ankunft Flierls sowie der Gründung der Neuendettelsauer Mission 100 Jahre zuvor weitergegeben. Doch dann kam es bei den Plänen zu einer überraschenden Wende.

"Ende 1986 kam die Bitte aus Papua-Neuguinea, die Gegenstände doch nicht zurückzugeben", sagt ein Sprecher von "Mission EineWelt" dem Evangelischen Pressedienst. Zum einen, weil man den Bau eines Museums als nicht so dringlich erachtete und die vorhandenen finanziellen Mittel lieber für andere Projekte einsetzen wollte. Zum anderen aber auch, weil die Lutheraner in Papua-Neuguinea der Meinung waren und sind, die Sicherheit der Kulturgüter nicht gewährleisten zu können, sagt der Sprecher. Auf dem illegalen Kunstmarkt dürften die rund 2000 Exponate laut Experten teilweise enorme Summen einbringen.

Das Partnerschaftszentrum sieht sich seither als Treuhänder der Kulturgegenstände - und hat im Jahr 2006 dem eigens gegründeten Verein "Kultur Neuguinea" die Katalogisierung der Objekte übertragen. 2017 haben "Mission EineWelt" und die Lutherische Kirche in Papua-Neuguinea ein "Memorandum of Understanding" geschlossen, wonach die Objekte weiter in Neuendettelsau bleiben. Ein geplantes Museum für die 2000 Exponate wurde mangels finanzieller Möglichkeiten wieder verworfen, im Zuge der Neugestaltung des ganzen Campus von "Mission EineWelt" soll nun ein begehbares Schaudepot für alle Gegenstände entstehen.