Torben Lenhart ist Waldbetreuer im Friedwald Ebermannstadt, der sich südöstlich des Ortes an einen Waldhang schmiegt. Regelmäßig dreht er seine Runde durch den Bestattungswald, in den so wenig wie möglich eingegriffen wird. Es sind keine großen Maschinen unterwegs, Totholz und Reisighaufen bleiben liegen, weil sie vielen Insekten oder Vögeln ein Zuhause bieten.
"Wir haben hier eine sehr natürliche Baumzusammenstellung. Da ist alles dabei von Eiche, Buche, Linde und Ahorn bis hin zu Speierling und Mehlbeere,“ sagt Lenhart. Auf dem 47 Hektar großen Gelände dienen bisher 25 verschiedene Baumarten als Bestattungsbäume. Dass es in diesem Wald keine Monokultur gibt, macht ihn widerstandsfähiger gegen den Klimawandel, der vor allem Fichtenwäldern schwer zusetzt.
Über 70 Bestattungswälder in Deutschland
Der Friedwald ist dicht bewachsen. Bestattungsbäume sind mit kleinen Schildchen mit Nummern markiert und in einem Plan verzeichnet. Bestattet wird hier in biologisch abbaubaren Urnen, die Grabpflege übernimmt die Natur. Seit 2010 ist dieser Waldabschnitt in Ebermannstadt einer von vier Friedwäldern in Bayern. In ganz Deutschland gibt es 74 Standorte. Da der Wald kein Wirtschaftswald ist und kein Holz geerntet wird, ist eine intensivere Pflege der Bäume möglich. Noch dazu gibt es viele unterschiedlich alte Bäume, die für einen stufigen Wald sorgen. Unter dem Schirm der alten wachsen junge Bäume nach, die schnell Lücken füllen können.
Bis 2109, also 100 Jahre, bleibt der Standort Ebermannstadt ein Bestattungswald, deshalb sollten auch die Bäume mindestens genauso alt werden. "Wir suchen sie nach ihrer Vitalität aus und sie müssen zum Standort passen. Aber letztendlich ist das hier die Natur und da kann man nicht sicher planen“, so Torben Lenhart. Wenn ein Baum doch mal gefällt werden muss - weil er zu alt war, von einem Sturm geschädigt wurde oder der Standort ungünstig war - wird mit den betroffenen Familien besprochen, wie es weitergeht. Es kann ein neuer Baum direkt daneben gepflanzt oder, wenn noch keine Beisetzung stattgefunden hat, ein anderer Baum ausgesucht werden.
Komplettes Ökosystem beachten
Mitten im Wald zwischen gesunden Bäumen steht ein etwa drei Meter hoher Stammrest. "Bevor ein Baum komplett gefällt wird, schauen wir, ob wir einen sogenannten Ökotorso erhalten können. Das ist ein unglaubliches Habitat für Insekten, Vögel, Pilze und Moose“, erklärt der Waldbetreuer. Und tatsächlich ist der Stamm übersät mit kleinen und größeren Löchern, und ein Schild hängt daran. "Den Baum haben wir vor kurzem erst verkauft und zwar in genau dem Zustand, weil die Familie ein Symbol darin sieht,“ sagt Lenhart.
Die örtlichen Voraussetzungen seien bei jedem Wald und auch bei jedem Friedwald anders und ein Zusammenspiel aus Lage, Bodenbeschaffung, Wasserversorgung, Baumarten und der vorherigen Nutzung des Waldes. Man müsse es immer als komplettes Ökosystem sehen. Wenn das geschwächt sei, zum Beispiel durch eine Monokultur, könnten auch andere Faktoren nicht mehr helfen, erläutert der Waldbetreuer. "Und diesem Wald hier geht es, auch durch die günstigen Umstände mit einer kühleren Nordwesthanglage und den dazu passenden Baumarten, sehr gut.“