Prächtig thront der Dom auf dem höchsten Punkt der Ratzeburger Halbinsel. Die dreischiffige Backstein-Basilika aus dem Jahr 1160 gehört zu den ältesten Kirchen Schleswig-Holsteins. Zudem ist sie das Herzstück des historischen Ensembles aus Baudenkmälern auf der Halbinsel, zu dem ein Herrenhaus, das Kreismuseum, die Domkaserne und der Palmberg als Gartendenkmal gehören. Das Ensemble zieht jährlich 100.000 Besucher in die Inselstadt. Und damit es noch mehr werden, investieren die Stadt und die Nordkirche nun in Baumaßnahmen.
Für Menschen mit Gehbehinderungen ist der Besuch der Halbinsel bislang kaum möglich: Eine beträchtliche Steigung, Kopfsteinpflaster und Stufen zur Domplatte hoch machen den Spaziergang beschwerlich. Rund 2,4 Millionen Euro sollen in Wegebänder neben dem Kopfsteinpflaster, in neue Grünflächen und eine stufenlose Wegeschleife zum Dom fließen. Baubeginn soll 2022 sein.
Von einem „Umkrempeln“ der Domhalbinsel könne aber nicht die Rede sein, sagte Stadtsprecher Mark Sauer. Alle Maßnahmen seien eng mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt.
Das bestätigt auch der Architekt der Nordkirche, Jürgen Oppermann-Theophil. Er betreut die Baustelle hinter dem alten Pastoralkolleg, das an der Westseite der Halbinsel steht und seit vielen Jahren Weiterbildungsstätte für die rund 1.700 Pastorinnen und Pastoren der Nordkirche ist. Vor zehn Jahren zog zudem das Predigerseminar für die Pastoren-Ausbildung der Nordkirche von Preetz (Kreis Plön) nach Ratzeburg um. Der Platz wurde knapp.
Ein zweigeschossiger Neubau soll nun dem Mehrbedarf an Seminarräumen und Gästezimmern Rechnung tragen. Er wird aus zwei Teilen bestehen und mit dem alten Pastoralkolleg verbunden sein. Den Tagungsbetrieb übernehmen Mitarbeiter der Vorwerke Diakonie. Sie sind in ein neues Wohnhaus gezogen, das die Nordkirche gleich nebenan gebaut hat. Insgesamt fließen 13 Millionen Euro in die Maßnahmen, die den Standort Ratzeburg für die Nordkirchenarbeit stärken sollen. Mitte 2023 sollen die Arbeiten fertig sein.
Schäden am Mauerwerk: Steine locker
„Eine Auflage war, dass der Ratzeburger Dom auch vom See aus gut sichtbar bleibt und vom Neubau nicht verdeckt wird“, sagte Oppermann-Theophil. Die Sicht auf den Dom ist dennoch getrübt. Der knapp 48 Meter hohe Turm ist seit Anfang 2018 eingerüstet. Das Kupferdach musste erneuert werden. Bereits diese Baumaßnahme zog sich hin. Uhus nisten im Ratzeburger Domturm. Während der Brutzeit musste der Bau ruhen. Anfang 2019 kehrten dann die vergoldeten Wetterhähne auf den Turm zurück.
Damit war aber noch nicht Schluss. Bei der Baumaßnahme stellten Experten Schäden am Mauerwerk fest. Wegen eindringender Feuchtigkeit müssen die Fugen saniert werden. Weil einige Steine bereits locker sind, wurden an dem Gerüst Fangnetze montiert. Ein Gutachten steht kurz vor dem Abschluss. „Wir schätzen die Kosten bislang auf 750.000 Euro“, sagte Dietmar Schorling vom Domkirchengemeinderat. Ende 2022 soll der Turm endlich fertig und der Blick auf den Dom wieder frei sein.