Die gute Nachricht vorab. Es ist viel Geld da. Vielleicht nicht in der eigenen Tasche, aber auf dem globalen Finanzmarkt. Damit das Geld an der richtigen Stelle arbeiten kann, müsse es entsprechend kanalisiert werden. Darin waren sich die Teilnehmenden der Diskussionsveranstaltung des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt am Samstag einig. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie eine ökologische und soziale Transformation erfolgen kann.
Daran arbeite die Deutsche Bank seit zwei Jahren mit einer neuen Strategie, erzählt Jörg Eigendorf, Konzernsprecher der Deutschen Bank, Leiter Kommunikation und Nachhaltigkeit. Es gehe darum, den Wert der ökologischen Nachhaltigkeit in allen Prozessen des Geldinstituts zu verankern. "Werte spielen eine wichtige Rolle. Werte sind immer auch Leitplanken", betont Eigendorf. Die Deutsche Bank habe sich seit 150 Jahren etabliert. Es gebe zwar noch Geschäftsanteile nach altem Muster, die jetzt aber transformiert würden. Die Deutsche Bank investiere beispielsweise nicht mehr in neue Kohlekraftwerke. "Werte sind ein Kompass, um die Transformation glaubwürdig zu bewältigen", sagt Eigendorf und blickt dabei auch auf die Vorstellung der Bankkunden. "Wie bekommen wir es im Dialog mit Kunden hin, dass die ökologische Transformation klappt?", das sieht Eigendorf als grundlegende Frage für das weitere Vorgehen.
Die Zeit schreitet rasch voran. "Es muss schneller und mehr passieren", sagt Barbara Happe. Sie arbeitet mit dem Schwerpunkt Banken- und Rüstungskampagnen bei Urgewald in Berlin. Es brauche eine konkrete Exit-Strategie, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens, etwa das 1,5-Grad-Ziel, das Anstreben von CO2-Neutralität, erreicht werden können. Auch beim Kohleausstieg brauche es ein konkretes Enddatum. "Wir sehen, dass gerade was passiert. Aber es muss schneller und dynamischer werden", fordert Happe. Hierfür spiele Agenda-Setting, Öffentlichkeitsarbeit und Medienarbeit eine große Rolle.
Thomas Jorberg, Vorstandsprecher der GLS Gemeinschaftsbank in Bochum fragt nach den Motiven. "Rechnet sich grüne Energie stärker als braune? Rechnet sich Liebe, Gerechtigkeit und Frieden?" Was bringe es, wenn Menschen sich einen Grill für 3.000 Euro kauften, um darauf ein Schnitzel für 1,50 Euro zu braten? Für ihn ist Ökonomie ganz klar kein Selbstzweck. Ökonomie brauche vielmehr Ziele außerhalb der Ökonomie. Wie aber erreicht man Werte mit geringstmöglichen Mitteln? "Die Politik muss die Werte, die in der Gesellschaft Konsens sind, für die Wirtschaft setzen", sagt Jorberg. "Wir brauchen die Rahmenbedingungen, also einen viel höheren CO2-Preis und andere Dinge mehr."
Neue Wege sind möglich
Für Jorberg rechnet sich grüne Energie allemal. Die GLS Bank fokussiere sich bereits seit 1974 auf soziale und ökologische Werte. "Wir waren die ersten, die regenerative Energien finanziert haben." Das in einer Zeit, Anfang der 1990er Jahre, wo alle gesagt hatten, das rechne sich nicht, das gehe technisch nicht. "Heute ist es die einzige Möglichkeit, in Zukunft Strom sinnvoll zu produzieren." Das Beispiel zeige, dass es anders gehe. Es lasse sich auch mit ökologischem Landbau, Bio-Lebensmitteln, regenerativen Energien und gemeinschaftlichen, sozialen und ökologischen Wohnprojekten Gewinn machen.
Ein wichtiges Instrument hierfür sei beispielsweise der CO2-Preis, den Jorberg als zielführend bezeichnet. Negative Effekte, die Natur oder das Sozialgefüge schädigten, müssten bepreist werden. Banken müssten künftig bei ihren Kunden sowohl die physischen Risiken der Klimaerwärmung, wie Brände, Stürme oder Überschwemmung wie auch Missstände in den globalen Lieferketten erfassen.
Heinz Thomas Striegler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Investoren, betont, dass viele Studien mittlerweile zeigten, dass ethisch nachhaltiges Investment nicht unbedingt Rendite kosten muss. Die Teilnehmenden auf dem Podium fordern Standards für alle und eine klare Transparenz. Der Kunde muss auch klar erkennen können, worin er investiert. Was nutzt es uns, fragt Striegler, wenn wir uns hierzulande als Umweltmeister bezeichnen und Menschen in anderen Teilen der Welt darunter leiden müssen. Er denkt dabei an die Rohstoffgewinnung bei E-Mobiliät.
Thomas Jorberg, Vorstandsprecher der GLS Gemeinschaftsbank, fordert: "Wir brauchen einen ernsthaften Wettbewerb um Werte und der muss transparent sein." Man dürfe nicht bei den gesetzlichen Mindestanforderungen stehen bleiben. Künftig müssten sich alle an der Frage messen lassen, wie 1,5 Grad-kompatibel sind wir.
"Wir haben den Planeten schon zum größeren Teil verbraucht", klagt Jörg Eigendorf. Die OECD-Staaten und auch die G7-Staaten hätten einen erheblichen Anteil daran gehabt. Sie hätten jetzt auch ein größeres Problem zu argumentieren, warum die anderen auch alle zurückfahren sollen.
In der Diskussion wurde klar, dass der Klimaschutz derzeit viel Aufmerksamkeit erhält. Schwieriger hingegen wird es, die Menschenrechte im Blick zu halten und auch beispielsweise gegen Sklaverei vorzugehen. Die Runde war sich einig, dass man hierzulande Vorbild sein solle und sich mehr abfordern solle als die Mindeststandards. Wer sich aber nicht einmal an diese halte, der müsse auch sanktioniert werden können. Alle sind in der Pflicht, das wurde schnell klar: die Unternehmen, der Staat, der Rahmenbedingen erarbeiten muss und sich nicht in Detailfragen verheddern darf und natürlich auch der Verbraucher, der mit seinem Handeln das Geld fließen lässt.
Moderator Mark Schieritz, Hamburger Journalist, fasst zusammen: Es gib viel zu tun. Die Herausforderungen der Zukunft sind immens. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Verbrauchern gibt er den Rat mit auf dem Weg, auch nur das zu kaufen, was man verstehe, also dessen Herstellungswege man nachvollziehen könne. Für Heinz Thomas Striegler findet sich alles, was in der Runde diskutiert wurde, in den kirchlichen Begrifflichkeiten Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung wieder. "Sie sollten immer Leitbild für unser Handeln sein."