Insgesamt acht Werke sollen in den kommenden Jahren installiert werden, teilte Dekan Ernst-Wilhelm Gohl mit. Die ersten beiden Fenster mit den Titeln "Weltbetrachtung" und "Lichtwerdung" des Künstlers Thomas Kuzio werden bereits im Oktober eingebaut. Die Kosten pro Fenster beliefen sich auf rund 250.000 Euro, sagte Gohl.
Möglich wurde der Auftrag für die ersten beiden Fenster durch eine Spende des evangelischen Unternehmerehepaars Karl und Rose Kässbohrer. Man habe aus Dankbarkeit dafür, "wie es das Leben gut mit uns gemeint hat" etwas Gutes tun wollen, sagte Karl Kässbohrer vor Journalisten. Mit der Glaskunst würden die "letzten Wunden, die der Krieg dem Münster geschlagen hat, beseitigt". Der 87-Jährige und seine 88-jährige Frau räumten ein, dass sie aus Altersgründen die Vollendung des Projekts wohl nicht mehr erleben werden.
Thomas Kuzio und Christoph Sander von der ausführenden Glaswerkstatt hatten am 11. Mai Glasproben begutachtet und dabei festgestellt, dass trotz der Nordseite zu viel Licht durch die Fenster kommt und die Farben damit zu hell erscheinen. Deshalb werde man die Glasfarben nun dicker auftragen müssen, erläuterte Kuzio. Inhaltlich habe er sich für "ungegenständliche" religiöse Motive entschieden.
Die evangelische Münstergemeinde in Ulm hatte in den 1950er-Jahren begonnen, die vom Krieg zerstörten Münsterfenster durch zeitgenössische Kunst zu ersetzen. Die Südseite war 2018 mit einem Friedensfenster fertiggestellt worden, das ebenfalls von Kuzio stammt. Der Künstler aus Mecklenburg-Vorpommern hatte danach ohne Auftrag für die acht Fenster des nördlichen Seitenschiffs Entwürfe erstellt, die dann sofort auf Zustimmung bei der Gemeinde stießen. Seinen Angaben zufolge kann die Werkstatt pro Jahr zwei solcher Fenster herstellen. Sofern die Finanzierung gewährleistet sei, könnte das Projekt in fünf Jahren abgeschlossen sein, sagte Kuzio.
Das Ulmer Münster ist die größte evangelische Kirche Deutschlands. Sein Kirchturm ist mit einer Höhe von mehr als 161 Metern der höchste der Welt. Vor der Corona-Pandemie zählte das Gotteshaus rund eine Million Besucher pro Jahr.