Militärbischof fordert Schutz für einheimische Kräfte in Afghanistan
Nach Ansicht des evangelischen Militärbischofs Bernhard Felmberg trägt die internationale Gemeinschaft auch nach der Entscheidung für den Truppenabzug aus Afghanistan Verantwortung für das Land.
15.04.2021
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Diese Verantwortung zeige sich ganz konkret in der Unterstützung lokaler Polizeikräfte, dem Aufbau von Kapazitäten in Justiz und Verwaltung, der Förderung von Zivilgesellschaft und Hochschulkooperationen, der Unterstützung des Friedens- und Versöhnungsprozesses und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, sagte Felmberg am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zudem müssten die einheimischen Kräfte, die mit den ausländischen Truppen eng zusammengearbeitet haben, unter den Schutz der internationalen Völkergemeinschaft gestellt werden, forderte er. Deutschland dürfe sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Die Nato hatte am Mittwoch nach den USA beschlossen, am 1. Mai mit dem Truppenabzug zu beginnen. Dieser soll am 11. September abgeschlossen sein. Derzeit sind noch etwa 10.000 Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan stationiert, darunter bis zu 1.300 deutsche.

Hierzulande dürften auch diejenigen nicht aus den Augen verloren werden, die bis heute durch ihren Einsatz an Leib und Seele verletzt seien. "Ihr Leid endet nicht mit dem Einsatz", betonte Felmberg. "Wir betreuen auch weiterhin die Hinterbliebenen von Gefallenen wie auch diejenigen, die an Leib und Seele im Einsatz verletzt wurden. Wir wissen, welche Last die Menschen zu tragen hatten und haben." Mehr als 150 Militärgeistliche hätten im Lauf der Jahre ihren Dienst in der Begleitung der Einsatzkontingente geleistet.

Vor 20 Jahren habe die internationale Völkergemeinschaft eine große Verantwortung übernommen, indem sie militärische Kräfte nach Afghanistan gesandt habe. Deutschland war von Beginn an Teil der internationalen Koalition, wie Felmberg betonte. In den vergangenen Jahren hätten die Einheimischen wie auch die internationale Koalition viele Opfer zu beklagen gehabt. 59 Bundeswehrangehörige starben in Afghanistan. Weit mehr als 100.000 Bundeswehrangehörige, aber auch zivile Kräfte und Mitarbeitende von Nicht-Regierungsorganisationen hätten sich am Hindukusch für Frieden und Menschenrechte engagiert. "Ob dieses Engagement einen dauerhaften Frieden etablieren konnte, ist fraglich und wird sich in der Zukunft erweisen", sagte der Militärbischof.