epd: Ein Jahr Pandemie - nun wäre schon wieder die Zeit der Vorstellungsgottesdienste und Konfirmationen. Wie gehen die Kirchengemeinden diesmal damit um?
Andreas Behr: Vorstellungsgottesdienste finden zum Teil in kleinerem Rahmen oder aufgeteilt auf mehrere Sonntage statt. Es gibt aber auch noch andere kreative Möglichkeiten: Die Konfis könnten sich zum Beispiel im Gemeindebrief, im Schaukasten oder auf der Internetseite der Kirchengemeinde vorstellen - etwa mit einem gefilmten Gottesdienst. Es muss nicht im Präsenz-Gottesdienst sein. Wenn es gut läuft, können sich die Jugendlichen selbst präsentieren - und werden nicht nur präsentiert.
Wie sieht es mit der Konfirmation selbst aus?
Behr: Ich empfehle aktuell, das Konfirmationsfest zu verschieben. Viele Gemeinden haben im vergangenen Jahr gute Erfahrungen damit gemacht, im September zu feiern - oft im Freien. Einige wollen generell auf diesen Termin ausweichen. Es gibt keine theologischen Gründe, die zwingend für das Frühjahr sprechen. Früher war mit dem Palmsonntag die Schulzeit zu Ende, und die Jugendlichen begannen ihre Ausbildung. Das ist heute nicht mehr so. Ich rege an, die Konfirmation elastischer zu machen.
Was meinen Sie damit?
Behr: Die Konfirmation ist mit einer Vielzahl an Bedeutungsebenen aufgeladen. Das Ende der Konfi-Zeit könnte man auch online feiern. Die Religionsmündigkeit ist ebenfalls nicht an die Konfirmation gebunden. Bei der letzten Kirchenvorstandswahl durfte man mit 14 Jahren wählen, viele waren da noch nicht konfirmiert. Auch Taufpate sollte man schon dann werden können, wenn man die Konfirmandenzeit durchlaufen hat. Wenn die Konfirmationen verschoben werden, könnte man etwa vorab ein Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme an der Konfi-Zeit ausstellen.
Wozu braucht es dann überhaupt den Konfirmationsgottesdienst?
Behr: Es sollte schon eine große Feier geben, bei der die Konfirmanden im Mittelpunkt stehen und bei der sie den Segen zugesprochen bekommen. Vielleicht kann der Segen so besonders viel Raum bekommen.
Sie haben unter Ihren eigenen Konfis eine Umfrage gemacht: Danach sagen fast 40 Prozent der Jugendlichen, sie legen nach der Konfirmation erst mal eine kleine Pause vom Gemeindeleben ein. Wovon müssen die sich erholen?
Behr: Für Konfirmanden setzt die Konfirmation einen Schlusspunkt. Sie empfinden sich nicht als Teil der Gemeinde, das ist in diesem Alter ganz normal. Interessanterweise sagen oft die gleichen Konfis, dass sie gern bei Freizeiten oder im Kindergottesdienst mitwirken und auch gelegentlich mal wieder in einen Gottesdienst gehen wollen.