Die Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie stellte in diesem Jahr Pfarrer:innen und Ehrenamtliche in der Konfirmandenarbeit vor ganz neue Herausforderungen. "Wir hatten sehr viele Beratungsgespräche im letzten halben Jahr", sagte der Beauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden für Konfirmandenarbeit, Ekkehard Stier, auf Anfrage des evangelischen Pressedienstes (epd).
Die Konfirmandenarbeit mit den 13- und 14-Jährigen sei normalerweise geprägt von Lebendigkeit und Begegnung. Doch "Gestalten und Austausch sind seit März auf Eis gelegt", stellte der Gemeindediakon der Kirchengemeine Heidelsheim, Daniel De Jong, fest. Zusammen mit acht ehrenamtlich Mitarbeitenden bereiten De Jong und sein Kollege aus dem Nachbarort Helmsheim seit vielen Jahren Jugendliche auf die Konfirmation vor.
Jahrelange Abläufe durcheinandergewirbelt
Doch Abläufe, wie sie seit Jahren eingespielt waren, wurden 2020 durch das Coronavirus durcheinandergewirbelt. Der Konfirmationstermin im Frühjahr musste verschoben werden. Die Konfirmanden konnten nicht alle zusammen einen Gottesdienst vorbereiten. In der Kirche galten AHA-L(Abstand, Hygiene, Alltagsmaske - Lüften)-Regeln und Singen war schon gar nicht mehr erlaubt. Die Krise brachte jedoch auch kreative Lösungen hervor.
So feierte die Gemeinde von Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs in Bretten im Oktober die ursprünglich für Frühjahr geplante Konfirmation in vier Schichten mit je sechs Konfirmandinnen und Konfirmanden und maximal zehn Gästen. Die Stadtkirche Bretten mit ihren 400 Sitzplätzen war somit den Vorschriften entsprechend jeweils mit nur 50 bis 60 Menschen besucht.
Feier wie beim Zirkeltraining
"Es war eine superschöne Konfirmation", erinnert sich Becker-Hinrichs, "der Posaunenchor spielte bei geöffneten Türen von außen in die Kirche hinein". Wer dies wollte, erhielt den Segen durch Handauflegen von Eltern oder Paten. Andernorts fanden Konfirmationsfeiern im Sommer unter freiem Himmel statt, kleine Gemeinden wichen in andere Kirchen mit größeren Kirchenhäusern aus, in Oftersheim gab es einen Stationenlauf. Familienmitglieder und Konfirmanden trafen sich dabei in Kleingruppen wie beim Zirkeltraining im Sport an einzelnen Stationen - dem Brunnen vor der Kirche, dem großen und dem kleinen Gemeindesaal, in der Kirche selbst.
Innovativ zeigten sich in dieser Hinsicht die Jugendlichen in der Stadt Bühl. Im Vorfeld ihrer Konfirmation organisierten sie ihre selbst gestalteten Gottesdienste in einem Autokino. An drei Samstagen feierten die 38 Konfirmandinnen und Konfirmanden auf diese Weise neun Gottesdienste, bei denen sie und ihre Familien sich - zumindest durchs Autofenster - begegnen konnten. Die "Konfis" seien froh gewesen, dass ihre Feier noch in diesem Jahr stattfand, sagte Daniel De Jong.
Manche aufs nächste Jahr verlegt
Nur wenige Gemeinden verlegten das Konfirmationsfest auf das kommende Jahr und nehmen derzeit die Jugendlichen von 2019/20 als "Konfis-Plus" mit in die nächste Runde. Auch in der Vorbereitung zur Konfirmation kommen neue Ideen zutage. Um mit den jungen Menschen in Kontakt zu bleiben, hätten zahlreiche Kollegen spontan Videokonferenzen, Online-Gottesdienste, oder Spaziergänge angeboten, schilderte Ekkehard Stier. "Es gab auch Konfiteams, die Päckchen gepackt und vorbeigebracht haben."
Wo es beispielsweise mangels technischer Voraussetzungen Schwierigkeiten mit der digitalen Kontaktaufnahme gab, seien Postkarten und Briefe geschrieben worden. Nur wenige Pfarrer hätten, etwa aus Datenschutzgründen, keinen Gebrauch von den digitalen Medien gemacht.
Sorgen um rückläufige Anmeldungen
Wie wichtig soziale Kontakte gerade in der Zeit der Pandemie für junge Menschen sind, hörten die Pfarrer, Diakone und Ehrenamtlichen immer wieder. Die Jugendlichen litten darunter, dass sie sich nicht verabreden konnten, sagte Ekkehard Stier. Das Coronavirus habe ihnen auch Angst gemacht, sie selbst oder ein Familienmitglied könnte erkranken oder gar versterben. Seelsorge und Austausch seien sehr wichtig in dieser Zeit.
Sorgen machen Ekkehard Stier die rückläufigen Anmeldungen für die Konfirmation 2020/21. Offenbar wollten manche Familien keine Konfirmation unter den derzeitigen Bedingungen mit Social Distancing und ohne Konfifreizeiten. In der badischen Landeskirche werde deshalb auch über neue Modelle wie den Blockunterricht für Konfirmanden diskutiert, so Stier. Denn das Zusammentreffen junger Menschen ganz unterschiedlicher Schularten in der Konfirmationszeit sei ein wertvoller Beitrag zu Inklusion, den es zu erhalten gelte.