Mit großer Mehrheit hat die evangelische Landessynode am Mittwoch bei ihrer digitalen Frühjahrstagung einen Abbau der von der Landeskirche finanzierten Stellen um zehn Prozent beschlossen. Damit reagiert die evangelische Kirche auf sinkende Mitgliederzahlen und knapper werdende Finanzen, die auch wegen der Corona-Krise unter Druck stehen.
Bis 2023 muss die Kirche ein Defizit von 130 Millionen Euro ausgleichen. Zu Kündigungen wird es den Angaben zufolge nicht kommen, da wegen Ruhestandsversetzungen und fehlendem Nachwuchs nicht einmal alle freiwerdenden Stellen werde besetzen könnten.
Für die nächsten Jahre wird es nach dem Beschluss der Synode in den evangelischen Gemeinden und Dekanaten in Bayern noch 1.903 theologische, theologisch-pädagogische und Stellen für Kirchenmusiker geben, was 190 weniger sind als noch bei der letzten Landesstellenplanung aus dem Jahr 2010. Für den Religionsunterricht sind 876,5 Stellen vorgesehen, ungefähr 315 Stellen für den "Landesweiten Dienst" - wie Kirchenleitung und Ausbildung - dazu kommen noch Stellen in besonderen Einsätzen.
Insgesamt sollen 3.182,43 von der Landeskirche finanzierte Personalstellen zur Verfügung stehen. Bei der zukünftigen Verteilung dieser Stellen haben die Gemeinden und Dekanate eine große Gestaltungsmöglichkeit, wie der kirchliche Personalchef Oberkirchenrat Stefan Reimers erläuterte. Das unterscheide diese Landesstellenplanung von den bisherigen Konzepten.
Weniger Pfarrhäuser
In Zukunft werden immer seltener Pfarrhäuser neben den Kirchen das Bild der bayerischen Städten und Dörfer prägen. Analog zu den abnehmenden Zahlen an Pfarrer:innen wird auch ein großer Teil der 1.250 Pfarrhäuser und Pfarrdienstwohnungen überflüssig, wie Oberkirchenrat Hans-Peter Hübner erläuterte. Nach den Prognosen werde sich bis zum Jahr 2035 die Zahl der Pfarrer:innen halbiert haben. Es werde intensive Gespräche in den Dekanaten und den Regionen zur Zukunft der Pfarrhäuser geben, sagte der Oberkirchenrat.
In Seelsorge und Verwaltung setzt die Landeskirche vermehrt auf Digitalisierung. Dafür wurde ein umfassendes IT-Konzept entwickelt, das Oberkirchenrat Nikolaus Blum den 108 Synodalen vorstellte. Dieses Konzept umfasse auch eine Flexibilisierung der kirchlichen Arbeitsplätze. Dafür diene auch das Pilotprojekt "Mobiler Arbeitsplatz".
Ein Schwerpunkt des IT-Konzepts, in dem verschiedene kirchliche Arbeitsbereiche gebündelt werden, ist auch die digitale Vermittlung von Glaubensinhalten. Dafür wurden 85 Projekte aufgelegt, darunter spirituelle Angebote, wie das Streaming von Gottesdienste, sagte der landeskirchliche Ethikbeauftragte Thomas Zeilinger.
Arbeit in Dachauer Versöhnungskirche gewürdigt - Antrag über Stellen-Finanzierung abgelehnt
Die Landessynode betonte und würdigte am Donnerstag die große Bedeutung der Arbeit in der evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Zugleich lehnte die Synode aber eine Eingabe an das Kirchenparlament ab, die Finanzierung einer theologisch-pädagogischen Stelle über das Jahr 2023 hinaus zu sichern. Man wolle durch die Bewilligung von einzelnen Stellen der erst beginnenden Erarbeitung von Kriterien für die Einsparung von Stellen in der Landesstellenplanung nicht vorgreifen, hieß es in der Debatte zu dem Antrag.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte kurz vor der Abstimmung, er sei dankbar für die Würdigung der Arbeit in der Versöhnungskirche. Sie machten deutlich, was in der öffentlichen Wahrnehmung synodaler Beschlüsse oft zu kurz komme. Denn die Synode würdige trotz der Ablehnung der Eingabe die Arbeit in Dachau. Sie habe sich in den Voten der Arbeitskreise klar dafür ausgesprochen, die Arbeit in der KZ-Gedenkstätte "so stark wie möglich weiterzuführen". Dazu soll künftig aber die Finanzierung der Stelle auf breitere Füße gestellt werden, sagte er.
Seit einigen Wochen wird öffentlich über die Zukunft der theologisch-pädagogischen Diakonenstelle an der evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau diskutiert. Wegen des Spardrucks der bayerischen Landeskirche ist die weitere finanzielle Unterstützung der Diakonenstelle aus Mitteln der Landeskirche über das Jahr 2023 hinaus nicht mehr möglich, hieß es. Dies hatte in der öffentlichen Debatte zu einigem Unmut geführt. Inzwischen steht die Finanzierung einer halben Stelle über eine "Stiftung außerhalb Bayerns" im Raum.
Die Tagung der Landessynode, dem Kirchenparlament der 2,3 Millionen bayerischer Protestanten, geht am Donnerstag mit weiteren Beschlüssen und der Bearbeitung von Anträgen der kirchlichen Basis - wie etwa den Gemeinden - zu Ende.