Homosexuellen-Segnung: Bischof Bätzing widerspricht Vatikan
Gut eine Woche nach dem Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, dieser Anweisung widersprochen. "Ich kann das Unverständnis verstehen und teile es ausdrücklich", sagte der Limburger Bischof am Mittwoch in einem von der Bistums-Pressestelle verbreiteten Interview.

Das Schreiben des Vatikans verschließe sich "so eklatant einem Erkenntnisfortschritt theologischer und humanwissenschaftlicher Art", dass "die pastorale Praxis darüber hinweggehen wird", fügte Bätzting hinzu. Er bekräftigte: "Ein apodiktisches Nein wird der Verantwortung gegenüber einer so komplexen Fragestellung einfach nicht gerecht." Ihn hätten viele persönliche Rückmeldungen erreicht, in denen sich Menschen von der katholischen Kirche wieder neu verletzt fühlten. "Es gibt viele Menschen, die in verantwortungsvollen, treuen und fürsorglichen Partnerschaften leben, ohne im christlichen Verständnis eine Ehe zu führen", erinnerte der Bischof. Das Verbot des Vatikans verletze aber auch Seelsorger und Angehörige, die Lebenspartnerschaften wertschätzend begleiteten.

"Wir brauchen eine Neubewertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral", forderte der Bischof. Dies relativiere nicht die Bedeutung der Ehe von Mann und Frau. "Aber um den besonderen Wert der Ehe herauszustellen, müssen nicht andere Formen von partnerschaftlichen Lebensgemeinschaften abgewertet werden", betonte er. Veränderung habe schon immer zum Wesen der Kirche gehört. "Wer sie verweigert, der gefährdet die Einheit der Kirche", hielt Bätzing dem Vatikan vor.

Im Schreiben des Vatikans werde behauptet, die Kirche habe nicht die Vollmacht, die Lehre in dieser Sache zu verändern. "Damit geschieht eine Selbstimmunisierung gegenüber der Veränderung kirchlicher Lehre, die ja bekanntermaßen durchaus möglich ist und vielfältig stattgefunden hat", kritisierte der Bischof. Durch das Schreiben erleide die Autorität der römischen Kurie Schaden. Im Vatikan habe es offensichtlich bislang keine konstruktive Auseinandersetzung mit den Fragestellungen der Kirche in Deutschland gegeben. "Konstruktiv wäre es, wenn die Kongregation entsprechende Prozesse unter weltkirchlicher Beteiligung initiiert, um adäquate Antworten zu finden", regte Bätzing an.

Die Glaubenskongregation des Vatikans hatte am 15. März der Einführung katholischer Segensfeiern für homosexuelle Paare eine kategorische Absage erteilt. Es sei "nicht erlaubt, Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist", hieß es. Daraufhin gab es neben der Zustimmung einzelner Bischöfe zahlreiche Kritik von Amtsträgern und Gläubigen in der katholischen Kirche Deutschlands.