"Ich finde es wichtig, auch gleichgeschlechtlichen katholischen Paaren eine Trauung zu ermöglichen, die dafür nicht ihrer eigenen Kirche den Rücken kehren wollen", sagte der Pfarrer aus Hessen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Niesner, der Teil des evangelischen Contentnetwerks yeet ist, schlug eine Änderung der Gottesdienstordnungen der einzelnen evangelischen Landeskirchen vor: "Es wäre bitter und traurig, wenn homosexuelle Gläubige die katholische Kirche verlassen, weil sich dann in dieser Frage nichts mehr bewegen würde."
Niesner (auf Instagram @wasistdermensch) sprach sich dafür aus, im evangelischen Kirchenrecht eine Ausnahme zu schaffen, damit evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer unter Umständen im Beisein eines katholischen Amtskollegen Paare segnen dürfen. Bislang erlaubt die evangelische Kirche nur Trauungen, wenn einer der Partner Mitglied der evangelischen Kirche ist. Niesner plädierte dafür, für diesen Passus eine Ausnahme hinzuzufügen mit der Begründung, Diskriminierung zu verhindern: "Auf diese Weise können wir uns ökumenisch aushelfen. Wenn Menschen, gleich welcher Sexualität, Segen begehren, sollten wir unsere Türen weit öffnen."
Erleichterung für katholische Priester
In den vergangenen Jahren hätten sich viele katholische Seelsorger für eine Segnung homosexueller Paare eingesetzt, dieses Engagement sei nun durch das ausdrückliche Nein des Vatikans ausgebremst worden, sagte er. Die Ausnahmeregelung könnte nach Vorstellungen Niesners aber auch für freikirchliche Paare gelten, wenn dort die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare nicht möglich ist.
Die Trauung eines katholischen gleichgeschlechtlichen Paares würde dann als Amtshandlung in ein evangelisches Kirchenbuch eingetragen. In der katholischen Kirche besäße dies weiterhin keine Gültigkeit. "Der Staat verwehrt diesen Paaren die Ehe nicht mehr, warum sollte das die Kirche tun?", sagte der Pfarrer aus dem hessischen Laubach. Auch für katholische Priester könnte diese Regelung eine Erleichterung sein. Sie könnten ihre Paare weiterhin seelsorgerlich begleiten, bei dem Gottesdienst anwesend sein und sogar predigen, ohne selbst segnen zu müssen, betonte Niesner.
Die vatikanische Glaubenskongregation hatte in der vergangenen Woche Segnungsfeiern für homosexuelle Paare untersagt. Die Glaubenskongregation betonte, es sei "nicht erlaubt, Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist".