Was Emma dem Osterhasen schreibt, denken wohl gerade viele Kinder. "Ich wünsche, dass Corona bald wieder aufhört und dass bald wieder alles normal ist", steht in ihrem Brief an das Osterhasenpostamt. Dazu hat sie noch zwei dicke rote Herzen für Hanni Hase gemalt, dem sie "Frohe Ostern" wünscht. In mehr als der Hälfte der Briefe, die in den zurückliegenden Wochen für den Osterhasen im niedersächsischen Ostereistedt angekommen sind, geht es um Corona. Wer sie liest, merkt: Das Thema treibt die Kleinsten um, und zwar heftig.
"Die Kinder wünschen sich, dass der Osterhase Corona wegmacht und dass Eltern und Großeltern gesund bleiben", bilanziert Doris Kröger (61), die die österliche Filiale der Deutschen Post leitet. In einem 17-köpfigen Team von Freiwilligen sorgt sie dafür, dass alle Zuschriften an den Osterhasen auch beantwortet werden. Und das sind wirklich viele: Im Dorfgemeinschaftshaus des 900-Seelen-Ortes - provisorisch zum Osterpostamt umgewidmet - stapeln sich Kisten mit Tausenden Briefen.
Post aus USA, Russland und Belgien
Aktuell sind schon 44.000 Briefe angekommen, vor allem aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland, vor allem aus den USA, Russland und Belgien. "Wir steuern auf einen neuen Rekord zu", freut sich Kröger. Den hatte es mit insgesamt 59.000 Briefen schon 2020 im ersten Corona-Jahr gegeben, 2019 waren es noch 40.500 Sendungen.
Dass die Zahlen im größten und ältesten Osterpostamt Deutschlands so "durch die Decke gehen" führt Krögers Vorgänger Hans-Hermann Dunker (82) auch darauf zurück, dass die Kinder mehr zu Hause sind und viel Zeit haben, um dem Osterhasen zu schreiben. Aber auch die Erwachsenen schicken Meister Langohr Briefe und machen ihrem Herzen Luft. "Omas und Opas berichten, dass sie traurig sind, weil sie ihre Enkelkinder nicht mehr sehen können", beschreibt Kröger ein Thema, das oft angesprochen wird.
"Hanni gibt Kindern Mut"
Aber natürlich wünschen sich wie in Nicht-Corona-Jahren viele Kinder schlicht, dass Hanni Hase bei ihnen vorbeigehoppelt kommt, um Schokoeier im Garten zu verstecken. Manchmal bekommt er sogar eine Beschreibung zugeschickt, damit das Süße an der richtigen Stelle versteckt wird und die Eier auch wirklich gefunden werden. Überhaupt: Oftmals werden die Briefe mit liebevollen Zeichnungen ausgeschmückt. Manchmal liegen sogar Geschenke bei - Schokolade, Gebasteltes und sogar Kuscheltiere - damit der Osterhase gut gelaunt auf seine Festtagstour geht.
"Hanni gibt Kindern und Erwachsenen Mut", das gelte ganz besonders in Corona-Zeiten, betont Kröger. Und Postsprecher Stefan Laetsch ergänzt, einen Brief an den Osterhasen zu schicken, bringe vielen Kindern und auch Erwachsenen Freude und Ablenkung im Corona-Alltag. Das gilt im Gegensatz zum vergangenen Jahr vermehrt auch wieder für Schulklassen und Kita-Gruppen, die zu Beginn der Pandemie ja durchgängig noch geschlossen waren.
Noch ist Zeit fürs Briefeschreiben
Noch ist es übrigens nicht zu spät, um dem Osterhasen zu schreiben. Wer einen Brief auf den Weg bringen will, sollte seine Post bis spätestens eine Woche vor Karfreitag an Hanni Hase, Am Waldrand 12 in 27404 Ostereistedt schicken. "Und den Absender bitte nicht vergessen, damit wir antworten können", bittet Kröger.
Seit Jahrzehnten schreiben Kinder aus aller Welt in den Wochen vor Ostern nach Ostereistedt, weil sie glauben, dass dort der Osterhase zu Hause ist, der Hanni Hase heißt. Im Dorf hatte die Deutsche Post 1982 im Zuge ihrer Werbeaktion "Schreib' mal wieder" das Osterpostamt eingerichtet, das zwischenzeitlich in das benachbarte Zeven umzog. Seit vergangenem Jahr ist es wieder an seinen Ursprung zurückgekehrt, weil das Dorfgemeinschaftshaus coronagerecht mehr Platz bietet, um die Briefe zu beantworten.