Die Einschränkungen im Kulturbereich müssten zurückgenommen werden, da nach wissenschaftlichen Erkenntnisse kein signifikantes Infektionsrisiko durch eine künstlerische Tätigkeit ausgehe, sagte der Berliner Jurist Wolfgang Hertl, Sprecher der Initiative, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Münchner Gasteig.
Die Initiative zeigt sich zuversichtlich, dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof dem Eilantrag stattgebe, erklärte Hertel. Denn dieser sei auf evidenzbasierte wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. Es gebe mittlerweile zahlreiche wissenschaftlich gut begründete Studien, die nachweisen, dass bei Beachtung von Hygienekonzepten und Kapazitätseinschränkungen keine signifikante Gefahr von Kulturveranstaltungen ausgeht. "Was muss die Branche eigentlich noch tun, damit die Politik nicht nur mit unbestimmten Lippenbekenntnissen und Symbolpolitik agiert, sondern sachbezogen eine schrittweise Öffnung der Kunst wieder ermöglicht, die der im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit entspricht?", sagte Hansjörg Albrecht, Leiter des Münchner Bach-Chors und ebenfalls Sprecher der Initiative. Die finanziellen Einbußen für Künstler seien gravierend. "Wie man durch diese Zeiten kommt, hängt wesentlich von privaten finanziellen Verhältnissen ab", sagte Albrecht.
Seele brauche Theater, Oper, Konzerte
Als beispielhaftes Vorbild nannte der Sänger Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, ebenfalls Sprecher der Initiative, das "Salzburger Modell", welches in Zusammenarbeit von Kulturpolitik und der Initiative für Freischaffende in Österreich entworfen wurde. Dieses europaweit anerkannte und erfolgreiche Konzept hätte in Deutschland jedoch kaum Beachtung gefunden.
Wie der evangelische Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr hervorhebt, brauche der Mensch für seine Seele die schönen Dinge wie Konzerte, Opern und Theaterbesuche "zum Leben und Über-Leben". Deshalb teile er das Anliegen der Initiative "Aufstehen für die Kunst", sagte Knörr dem epd. Denn man müsse auch an die Künstlerinnen und Künstler denken, die nicht auftreten können. Dadurch könnten sie kein Geld verdienen und litten zudem auch innerlich, weil für ihre Kunstausübung der Kontakt zum Publikum wesentlich sei.
Unterstützung erhält die Initiative von prominenter Künstler wie Anne-Sophie Mutter, Roland Villazón, Kent Nagano oder Herberg Blomstedt. Auch Akademien, Kulturverbände, Chöre, Instrumentenbauer und viele weitere Kultureinrichtungen stehen den Angaben zufolge hinter der Initiative.