Die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, 2018 bei einem Interview in Berlin
epd-bild/Juergen Blume
Für die Länder des globalen Südens hat sich Cornelia Füllkrug-Weitzel als Präsidentin von "Brot für die Welt" zwei Jahrzehnte lang eingesetzt.
"Brot für die Welt"-Präsidentin Füllkrug-Weitzel nimmt Abschied
Zwei Jahrzehnte stand Cornelia Füllkrug-Weitzel an der Spitze von "Brot für die Welt". Ein Spagat zwischen der großen Politik und den Dörfern Afrikas. Nun verabschiedet sich die Theologin in den Ruhestand.
26.02.2021
epd
Mey Dudin und Elvira Treffinger

"Nur Cornelia, um es einfacher zu machen." Die Präsidentin von "Brot für die Welt" stellte sich bei Reisen in die Länder des Südens oft ganz unprätentiös vor, denn sie wusste, dass ihr Nachname Füllkrug-Weitzel für viele schwer auszusprechen ist. Über 20 Jahre widmete sich die energische Theologin dem Kampf gegen Armut - im Spagat zwischen großer Politik und geduldiger Kleinarbeit in den Dörfern Afrikas und Asiens. Dass Menschen Hunger leiden müssten, sei ein Skandal, der Kampf dagegen "Sisyphos-Arbeit", sagte sie. Nun verabschiedet sich die 65-Jährige mit dem rötlich-blonden Haar in den Ruhestand. Ihre Nachfolge übernimmt die evangelische Pfarrerin Dagmar Pruin.

Die frisch ernannte Direktorin des evangelischen Hilfswerkes "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, bei der Vorstellung einer neuen Grundsatzerklärung im März 2000.

Seit 2000 stand Füllkrug-Weitzel an der Spitze des inzwischen größten evangelischen Hilfswerks in Europa mit einem Jahresetat von gut 300 Millionen Euro. Regelmäßig reiste sie in ferne Länder, informierte sich über das Schicksal syrischer Flüchtlinge in Jordanien, diskutierte mit indischen Umweltschützern Zukunftsstrategien und sprach mit Dorffrauen über deren neue Herde. "Im Mittelpunkt der Solidarität stehen die Menschen", sagte Füllkrug-Weitzel. Jeder Einzelne solle in seinen Fähigkeiten zum Handeln gestärkt werden: Hilfe zur Selbsthilfe ganz praktisch.

Ehrliche Vielarbeiterin

Doch immer wieder werden Fortschritte durch neue Probleme wieder zunichtegemacht: Wegen des Klimawandels geht es in manchen Regionen inzwischen nur noch darum, das Sterben von Menschen und Tieren zu verhindern. Immer mehr Länder schränken Hilfsorganisationen zudem massiv ein, lokale Helferinnen und Helfer werden eingeschüchtert, bedroht oder inhaftiert.

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In der Corona-Pandemie warnte Füllkrug-Weitzel vor neuen Hungersnöten, pochte auf eine gerechtere Verteilung von Impfstoff und machte auf die verschärfte Notlage von Frauen mit gewalttätigen Partnern aufmerksam. "In Zeiten von Covid-19-Lockdowns toben Männer rund um den Erdball ihre Frustrationen in häuslicher Gewalt von ungekannter Massivität aus", sagte sie. Sie schätzt ein ehrliches Wort und gilt als Vielarbeiterin, die auch ihrem Umfeld einiges abverlangt.

Nicht ohne politische Veränderung

Am 12. Mai 1955 in Bad Homburg im Taunus geboren, studierte sie später Theologie, Politik und Erziehungswissenschaften in Tübingen und Berlin. Danach war sie unter anderem am Berliner Missionswerk und als Menschenrechtsreferentin bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tätig. Sie ist verheiratet. 2009 erlitt das Ehepaar einen schweren Schicksalsschlag, als ihr Sohn Florian kurz vor dem Abitur plötzlich starb.

Der Blick über den Tellerrand war der früheren Sportschwimmerin immer wichtig. So baute sie das weltweite Netzwerk christlicher Hilfswerke, Act Alliance, mit auf. Der Kampf gegen Hunger, Armut und Unterdrückung ist für sie ohne politische Veränderungen nicht denkbar. Der Wegzug des Diakonischen Werkes der EKD, in dem "Brot für die Welt" angesiedelt ist, aus Stuttgart, fiel ihr leicht, freute sie sich doch auf Berlin, wo es zur Fusion mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst kam.

Cornelia Füllkrug-Weitzel im Oktober 2012 vor dem Gebäude des neuen Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung in Berlin.

Für Überraschung sorgte Füllkrug-Weitzel, als sie 2013 in das Schattenkabinett von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück eintrat. Ihre Leitungsämter bei "Brot für die Welt" ließ sie ruhen, als sie im Wahlkampf gegen den damaligen Entwicklungsminister Dirk Niebel antrat. Mit dem FDP-Mann legte sie sich an, weil er sich teils sehr polemisch gegen die Werte von Solidarität wandte, die für die Theologin unverzichtbar sind. Dass sie doch nicht Ministerin wurde, sondern CSU-Mann Gerd Müller, schien Füllkrug-Weitzel zu verschmerzen. Ihren Ausflug in die Politik bezeichnete sie dennoch als spannend, weil sie am Koalitionsvertrag mitschreiben konnte.

Müller dankte ihr nun zum Abschied für das langjährige Engagement: "Cornelia Füllkrug-Weitzel ist seit Jahrzehnten eine unermüdliche Kämpferin für Menschen in Armut, Hunger und Not", erklärte er und äußerte sich zuversichtlich, dass sie als "Mitstreiterin für eine gerechte und friedliche Welt" aktiv bleiben werde. "Solche mutigen und kompetenten Verantwortungsträger sind nötiger denn je."