Die Corona-Pandemie hat nach Überzeugung des bayerischen Landesverbands für Evangelische Kindergottesdienstarbeit in Nürnberg einen Rückschlag für die Gemeindearbeit mit Kindern bedeutet. Live-Angebote wie Kindergottesdienste oder -bibeltage fänden kaum noch statt, sagte der Verbandsvorsitzende Hartmut Klausfelder im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Das habe eine Umfrage des Landesverbandes in den Gemeinden ergeben.
In einem Positionspapier, das auch an alle bayerischen Dekanante ging, mahnte der Verband deshalb an, die Gottesdienstarbeit mit Kindern zu intensivieren. Sie sei "Grundaufgabe und Kernprozess" von Kirche vor Ort. Man dürfe sich nicht damit abfinden, dass Krabbel- und Familiengottesdienste zurzeit ersatzlos gestrichen würden.
Begegnung, Berührung und Bewegung
Die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation geschehe in erster Linie über Gottesdiensterlebnisse, "die Kinder und ihre Seelen unbedingt brauchen", sagte Klausfelder. Die Kreativität der Gemeinden vor Ort sei zwar hoch. Aber Online-Angebote seien "nur begrenzt hilfreich", denn die Arbeit mit Kindern sei auf "Begegnung, Berührung und Bewegung" ausgelegt. "Wo erleben Kinder biblische Geschichten, wo erleben sie Gebet und Segen, wo erfahren Kinder Orientierung und Vergewisserung durch Werte unseres Glaubens?"
Was jetzt nicht angelegt werde, könne auch in der Jugend oder in der Konfirmandenarbeit nicht mehr nachgeholt werden. "Da ist es definitiv zu spät, ältere Kinder noch an die Glaubensinhalte zu führen." Kinder müssten "gelebten und gefeierten Glauben" auch ganz praktisch und positiv erleben können, forderte der Pfarrer. Die Brisanz des Themas hätten auch die Kirchenleitung und der Landeskirchenrat erkannt.
Eltern ins Boot holen
Der Landesverband wirbt dafür, Ressourcen einzuplanen für die konzeptionelle Arbeit, für das Entwickeln neuer Ideen und das Ausprobieren von neuen Gottesdienstkonzepten wie Messy Church, Kirche Kunterbunt, FrühstüXkirche, Kigo on Tour oder Familienkirche. "Wir nehmen wahr, dass es an vielen Stellen unserer Landeskirche eine Suchbewegung gibt", sagt Klausfelder. Aber es gebe auch viele Orte, an denen der Kindergottesdienst einfach eingeschlafen sei und es schwierig werde, ihn wieder neu zu beleben.
Klar sei, dass künftig die Eltern im Rahmen von Familiengottesdiensten mit ins Boot geholt werden müssten. "Oft erleben wir, dass die Eltern selber diese Gottesdienste auch gern besuchen. Kinder sind oft ein guter Anker." In der neuen Landesstellenplanung sei die Basisarbeit mit Kindern bislang weniger im Blick gewesen, sagt Klausfelder. Es gehe daher auch darum, bewusstzumachen, "dass Kindergottesdienste keine Kür sind und sein dürfen".
Entscheidende Weichenstellungen dazu müssten stärker auf der Ebene der Dekanate und Regionen erfolgen, "damit Kirche mit Kindern nicht nur das zweite oder dritte Programm ist, sondern dass es zur Grundausstattung eines jeden Gemeindelebens gehört".