Dass ein Pastor für Aussagen, die er im Kontext seiner Gemeindearbeit getätigt hat, vor Gericht gestellt wird, ist bemerkenswert, dass er dann auch tatsächlich verurteilt wird, außergewöhnlich. So ist es aber im Fall von Olaf Latzel aus Bremen geschehen. Seine Anhänger beschwören nun die Erzählung herauf, dass er für seine bibeltreue Haltung, für seine gottgefällige Verkündigung von einem gottlosen Staat verurteilt wird. Latzel wird sogar in die Nähe großer Märtyrer gerückt.
Aber er wird nicht für seine Verkündigung angeklagt. Er wird unter anderem dafür angeklagt, Homosexuelle als „Verbrecher“ bezeichnet zu haben. Das ist keine theologische, sondern eine sehr weltliche Aussage. Theologisch könnte er von Sünde reden, wenn es ihm um Verkündigung ginge, doch anscheinend reichen ihm diese Kategorien nicht. Er urteilt weltlich über die Welt, wenn er von einer angeblichen Homo-Lobby redet. Vielleicht vertraut er selber seiner eigenen Verkündigung nicht, wenn es ihm darauf ankommt, Regenbogen-Fahnen am Rathaus zu kritisieren. Vielleicht, doch das war für das Gericht nicht entscheidend, sondern ob er zum Hass gegen Homosexuelle angestachelt habe. Deshalb ging es um Volksverhetzung und deshalb wurde er verurteilt. Zu Recht. Die Bibel beschreibt Homosexualität nicht als eine Degenerationsform der Gesellschaft, das ist nur Latzels persönliche Überzeugung. Gut, wenn er seine eigenen Überzeugungen und die biblische Botschaft nun voneinander zu unterscheiden lernt.
Schlecht, dass es dafür erst ein weltliches Gericht brauchte.