"Wir dürfen Extremisten keinen Raum lassen, die in ihrer menschenverachtenden Verblendung Religion dazu missbrauchen, Zwietracht zu säen und unser friedliches Zusammenleben zu untergraben", sagte Merkel in einer am Dienstag verbreiteten Videobotschaft: "Wie wichtig dies ist, zeigen auch die abscheulichen Geschehnisse in Dresden, Frankreich und in Wien im Herbst dieses Jahres."
Merkel eröffnete mit ihrem Grußwort die interreligiöse Versammlung zum Thema "Frauen, Glaube und Diplomatie" ("1st Assembly on Women, Faith & Diplomacy"). Vertreter:innen von Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam und anderer Religionen sprechen vier Tage lang auf einer virtuellen Plattform über neue Formen der Politikgestaltung. Die Tagung wird von der nach eigenen Angaben größten interreligiösen Nichtregierungsorganisation, "Religions for Peace", veranstaltet.
Dass sich die Versammlung in diesem Jahr der Rolle von Frauen in Religionen und Friedensprozessen widme, könne sie nur begrüßen, so Merkel: "Denn allzu oft wird darüber hinweggesehen, was Frauen für ein friedliches Miteinander bewegen - im Kleinen wie im Großen." Es seien vor allem Friedensnobelpreisträgerinnen, die als Vorbilder herausragen und mit ihrem Mut viele andere inspirierten. Unter den bislang 135 Geehrten fänden sich allerdings bisher nur 17 Frauen. Merkel: "Ohne Zweifel gibt es aber weitaus mehr Frauen, die für ihr friedenstiftendes Wirken eine Auszeichnung verdient hätten."
"Der beste Weg, um Probleme zu lösen und gegen Krieg zu kämpfen, ist Dialog", zitierte Merkel die Friedensnobelpreisträgerin von 2014, die pakistanische Bildungsrechtlerin Malala Yousafzai. Religionen könnten ganz entscheidend dazu beitragen, diesen Dialog zu pflegen. Frieden sei zudem nur dann nachhaltig, wenn Frauen am Friedensprozess beteiligt seien. Was viele Studien belegten, finde allerdings in der Alltagspraxis noch wenig Entsprechung, räumte Merkel ein. Umso wichtiger sei es, "Teilhabe-Gerechtigkeit mit mehr Leben zu füllen", betonte die Bundeskanzlerin.
An der viertägigen Konferenz beteiligen sich laut Veranstaltern mehr als 600 Teilnehmer aus mehr als 60 Ländern. Sie wollen "den interreligiösen Dialog auch in schwierigen Zeiten" fördern. Die Tagung findet überwiegend virtuell statt und wird von einem Steuerungsteam in Lindau am Bodensee organisiert.