Viele Einrichtungen der evangelischen Kirche müssen sich auf Einsparungen einstellen. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begann am späten Montagnachmittag ihre abschließenden Beratungen über eine Finanzstrategie bis 2030. Der Plan sieht Einsparungen von 20 bis 30 Prozent in zehn Jahren vor. Die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, verwies auf den anhaltenden Mitgliederverlust und prognostizierte Mindereinnahmen. Angesichts der Corona-Pandemie verschärfe sich die Lage, sagte sie. "Wir wählen nicht den Weg, schmerzlichen Entscheidungen auszuweichen", betonte die frühere FDP-Politikerin.
Die EKD-Synode wollte über eine Vorlage abstimmen, die bis 2030 ein Sparziel und planerische Vorgaben festschreibt. Sie hätte für die EKD damit Verbindlichkeit, auch wenn damit nicht über jedes Detail entschieden wird. Zum nächsten Jahr wird eine neue Synode gewählt und berufen. Sie werde sich die Umsetzung des Sparziels immer wieder ansehen müssen, erläuterte Schwaetzer. Die Umsetzung der Sparbeschlüsse soll nach ihren Worten 2022 beginnen.
Vorgesehen sind demnach bis 2030 Einsparungen in Höhe von 17 Millionen Euro im Vergleich zum Haushalt des vergangenen Jahres. Der EKD-Haushalt speist sich wesentlich aus Umlagen der Landeskirchen. Die Einsparungen stellen 20 bis 30 Prozent dieser jährlichen Umlage dar. Die Haushalte der Landeskirchen, die die Kirchensteuern einnehmen, betreffen die Sparbeschlüsse nicht. Die Finanzstrategie soll aber Vorbildcharakter auch für die Gliedkirchen haben, die angesichts des Mitgliederverlusts vor ähnlichen Problemen stehen und sparen müssen.
Bei der EKD bedeutet das den Plänen zufolge Kürzungen bei kirchlichen Hochschulen, weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen, Stiftungen sowie kirchlich finanzierten Nichtregierungsorganisationen. Der Rotstift betrifft etwa das Evangelische Zentrum Frauen und Männer, das Konfessionskundliche Institut und die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.
Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt
Die Synode sollte am Montagabend außerdem abschließend über die inhaltliche Ausrichtung der evangelischen Kirche beschließen. Ein Papier mit zwölf Leitsätzen will den Zusammenschluss der 20 Landeskirchen darauf einschwören, Prioritäten künftig in jene Arbeit zu setzen, die Mitglieder bindet, die das gemeinsame Auftreten in der föderalen Struktur stärkt und die öffentliche Präsenz der Kirche insgesamt fördert.
Am Vormittag beriet das Kirchenparlament zudem über den Bericht zur Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der evangelische Kirche. Der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns wird künftig Sprecher des entsprechenden Beauftragtenrats. Er übernimmt das Amt turnusgemäß nach zwei Jahren von der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.
Der fünfköpfige Rat tritt öffentlich für das Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche ein. Zudem hatte im September - durch die Corona-Pandemie später als geplant - ein Betroffenenrat seine Arbeit aufgenommen. Betroffene sexuellen Missbrauchs hatten vor Beginn der EKD-Synode kritisiert, dass sie nicht zu den Beratungen eingeladen worden waren.
Auseinandersetzung mit Judenhass gefordert
Am Jahrestag der NS-Pogromnacht am Montag forderte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer zudem die Protestanten auf, sich weiter mit Judenhass in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Die evangelische Kirche sei längst nicht am Ende mit dem Nachdenken darüber, "inwieweit eine sehr lange tradierte Lesart des Neuen Testamentes den ein oder anderen zu einem christlichen Antijudaismus verführt hat", sagte sie.
Die Synode tagte in diesem Jahr ausschließlich digital und verkürzt. Dem Kirchenparlament, das über den EKD-Haushalt und Kirchengesetze entscheidet, gehören 120 Synodale an. Schwaetzer zog eine positive Bilanz der digitalen Tagung. Auch in dieser Form könne das Gremium gut zusammenarbeiten und lebendig diskutieren, sagte sie.