Irmgard Schwaetzer auf der Synode 2020
© epd-bild/Hanno Gutmann
Am Jahrestag der NS-Pogromnacht forderte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer die Protestanten auf, sich weiter mit Judenhass in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen.
Schwaetzer fordert Kirche zu Eintreten gegen Antisemitismus auf
EKD-Kirchenparlament setzt Beratungen über Zukunftsprozesse fort
Missbrauch, Antisemitismus, Auswirkungen von Corona: Die Synode der EKD hat ernste Themen zu beraten. Das gilt auch in eigener Sache. Künftige inhaltliche und finanzielle Prioritäten stehen zur Debatte.

Mit Beratungen über sexualisierte Gewalt, Antisemitismus und Kirchengesetze hat die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag ihre Jahrestagung fortgesetzt. Am Jahrestag der NS-Pogromnacht forderte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer die Protestanten auf, sich weiter mit Judenhass in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Die evangelische Kirche sei längst nicht am Ende mit dem Nachdenken darüber, "inwieweit eine sehr lange tradierte Lesart des Neuen Testamentes den ein oder anderen zu einem christlichen Antijudaismus verführt hat", sagte sie. Wichtige Beschlüsse der digital beratenden Synode zur Zukunft der Kirche und ihren Finanzen wurden für Montagabend erwartet.

 

Am Vormittag standen bei den Beratungen des Kirchenparlaments zunächst die Berichte von Arbeitsgruppen, Beauftragten und Werken auf der Tagesordnung. Dabei wurde bekanntgegeben, dass der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns neuer Sprecher des Beauftragtenrats zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird. Er übernimmt das Amt turnusgemäß nach zwei Jahren von der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.

Meyns ist von Beginn an Mitglied des fünfköpfigen Rats, der öffentlich für das Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche einstehen soll. Ihm gehören leitende Geistliche sowie eine Juristin und ein Jurist an. Zudem hatte im September - durch die Corona-Pandemie später als geplant - ein Betroffenenrat seine Arbeit aufgenommen.

Betroffene sexuellen Missbrauchs hatten vor Beginn der EKD-Synode kritisiert, dass sie nicht zu den Beratungen eingeladen worden waren. Zudem beklagen sie mangelnde Fortschritte bei Aufarbeitung und Entschädigung. 881 Fälle sexualisierter Gewalt seit 1950 sind derzeit nach Angaben der EKD im Bereich der evangelischen Kirche und der Diakonie bekannt.

Sorge um traditionelle Spendenaktionen 

Beraten wurden am Montagmorgen unter anderem auch die Berichte des Militärbischofs und des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung. Synodale äußerten wegen der eingeschränkten Möglichkeiten für Gottesdienste in der Corona-Pandemie die Sorge, dass die traditionelle Spendenaktion des Hilfswerks "Brot für die Welt" im Advent weniger Ertrag bringen könnte. "Brot für die Welt"-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel sagte, das Werk setze unter anderem auf eine ökumenische Aktion, für die auch im Internet geworben werden solle.

Schwerpunktthema der Synode ist der Zukunftsprozess der evangelischen Kirche. Vor dem Hintergrund des andauernden Mitgliederverlusts geht es um inhaltliche Fokussierung und Sparmaßnahmen. Bis 2030 sollen im Haushalt der EKD 17 Millionen Euro eingespart werden.

Die Synode tagt in diesem Jahr ausschließlich digital und verkürzt. Dem Kirchenparlament, das über den EKD-Haushalt und Kirchengesetze entscheidet, gehören 120 Synodale an.